Freitag, 26. Juli 2013

Charlie Musselwhite

Charlie Musselwhite

Charlie Musselwhite (* 31. Januar 1944 in Kosciusko, Mississippi) ist ein US-amerikanischer Blues-Musiker (Mundharmonika, Gitarre). Sein Markenzeichen ist sein ausdrucksstarkes und zugleich technisch hervorragendes Mundharmonikaspiel, das ihn weltweit zu einem der besten Mundharmonikaspieler werden lässt. Er wurde das Vorbild für Dan Aykroyd's „Blues Brother Elwood“.[1]
Musselwhite erlebte Memphis, als dort der Rock'n'Roll geboren wurde. Unter dem Eindruck von Musikern wie Elvis Presley und Jerry Lee Lewis lernte er Mundharmonika und Gitarre spielen. Will Shade von der Memphis Jug Band wurde sein musikalischer Ziehvater. Sein Geld verdiente Musselwhite mit Whiskeyschmuggel.
Mit 18 zog Musselwhite nach Chicago, wo er Arbeit zu finden hoffte. Hier kam er mit dem "elektrischen" Blues in Berührung. Er spielte mit Legenden wie Muddy Waters, Howlin' Wolf und John Lee Hooker. Big Walter Horton, selbst ein Schüler von Will Shade, nahm ihn unter seine Fittiche.
1967 nahm Musselwhite mit eigener Band sein Debütalbum Stand Back! auf. Der Erfolg führte ihn nach Kalifornien, wo er blieb und die Hippieszene in und um San Francisco mit seinem Blues bereicherte.
Im Laufe seiner Karriere hat Charlie Musselwhite über 20 eigene Alben aufgenommen und war an zahlreichen Aufnahmen bekannter Kollegen beteiligt, darunter Bonnie Raitt, Tom Waits und INXS. Musselwhite spielte häufig mit John Lee Hooker, der auch sein Trauzeuge war.
Charlie Musselwhite erhielt etliche Auszeichnungen, darunter 14 W. C. Handy Awards und 6 Grammy-Nominierungen. 2010 wurde er in die Blues Hall of Fame der Blues Foundation aufgenommen.


Charlie Musselwhite "Gone Too Long"

Well   Charlie Musselwhite Audio CD




Homepage von Charlie:  http://www.charliemusselwhite.com/


Charlie Musselwhite @ Green Hills in Blues 2011 

Kassel. „So muss es sein!“, frohlockte Theaterstübchen-Macher Markus Knierim angesichts seines proppenvollen Clubs am Freitagabend. Blues Blend aus Frankfurt und zweifellos Charlie Musselwhite plus USA-Band waren die Verursacher des Besucherandrangs.
Damit darf man auch rechnen, wenn eine lebende Legende auf dem Spielplan steht.
Mit eher traditionellem, jazzbeeinflusstem Roots-Blues hatten die fünf technisch versierten Musiker von Blues Blend den Boden bereitet für den Star des Abends, der sich sympathischerweise nicht als solcher gerierte.
Nachdem Stehbass und Vollresonanz-Klampfe gegen Brettgitarren ausgetauscht waren, ließen Musselwhite und seine drei Sidemen ab dem ersten Ton nicht den geringsten Zweifel daran, wohin die Reise mit ihnen gehen würde. Kraftvoll treibender elektrischer Bluesrock in einer transparenten, nie zu lauten Soundabmischung ließen das Konzert zu einer akustischen Delikatesse für das begeisterte, immer wieder mit Zwischenapplaus reagierende Publikum geraten.
Der mehrfach Grammy-nominierte Musselwhite intonierte seine Songs wie etwa „Sad and beautiful world“ mit besonders in den Höhen kraftvoller Stimme. Highlights waren jedoch seine eindringlichen und ausgefeilten Bluesharp-Soli - wen wundert’s, gilt er doch als einer der weltbesten Mundharmonika-Spieler.
Aus einem Alukoffer holte er das jeweils passende Instrument hervor. Mit seinem kongenialen Partner an der E-Gitarre, Matt Stubbs, spielte Musselwhite sich wie selbstverständlich die Bälle zu. Das ständig pulsierende Fundament lieferten Drummer June Core und Mike Phillips am Bass. Mit einem Slow Blues als Zugabe wurde das höchst zufriedene Publikum verabschiedet.



Charlie Musselwhite / The Well

Das Jahr 2010 scheint ein gutes für Charlie Musselwhite gewesen zu sein. Zumindest war es ein sehr arbeitsreiches für den inzwischen 66 Jahre alten Bluesmann, denn neben seinen 'normalen' Terminen in den Vereinigten Staaten von Amerika absolvierte er auch wieder eine Tour durch Europa, bei der ich ihn für unsere Redaktion auch endlich mal live bei seinem Gig in Isernhagen erleben durfte.

Außerdem nahm die Bluesharp-Legende mit "The Well" auch sein nächstes Studio-Album auf, das er in den Sunset Sound Studios, Hollywood und den Big Fish Studios, Olivenhain, Kalifornien einspielte. Ein ganz schön straffes Programm, zumal Musselwhite mit ganz anderen Begleitmusikern auf Tour ging, als denjenigen, die auf dem neuen Longplayer vertreten sind.

Doch dass dieser absolute Profi beides perfekt auf die Reihe bekam und dabei seine jahrzehntelange Erfahrung in die Waagschale warf, davon konnte ich mich mit eigenen Augen und Ohren überzeugen.

Stimmte bei dem Konzert schon jede Kleinigkeit, so passt auch auf "The Well" alles zusammen. Die dreizehn Eigenkompositionen (auch das ist ein Novum bei Charlie Musselwhite) auf dieser bei Alligator Records erschienenen CD wirken allesamt ausgereift und wohl durchdacht. Die Band unterstützt Charlie optimal und legt ein enormes Bluesfeeling an den Tag, wobei bei jedem Song genau die richtige Dosierung an Druck verbreitet wird.

Musselwhite selbst greift bei zwei Stücken auch mal selbst zur Gitarre, konzentriert sich ansonsten aber auf seine Harmonika, die er natürlich perfekt und immer mit dem richtigen Timing einsetzt. So verbreiten die Songs durchweg eine sehr relaxte Atmosphäre und swingen und shuffeln sich ganz locker über die Zeit. Alle Titel weisen eine Spieldauer zwischen 2:23 und 4:25 Minuten auf, enthalten also keine längeren Solo-Passagen. Und trotzdem gibt es jede Menge kleine Feinheiten im Zusammenspiel der Instrumente, die ein genaueres Hinhören sehr lohnenswert machen. Die Wechsel von Gitarre und Mundharmonika als bestimmendes Lead-Instrument und die filigrane Arbeit an elektrischem und Kontrabass geben dem Album das gewisse Etwas und belegen, wie man mit ganz minimalem musikalischen Aufwand ein maximales Hörerlebnis erreichen kann.

Auch textlich arbeitet Charlie Musselwhite in den Songs so einige Punkte aus seinem Leben auf. So befasst er sich im Titelsong mit seiner Alkoholsucht, die er seit zweiundzwanzig Jahren überwunden hat, geht bei "Sad And Beautiful World" auf die Ermordung seiner Mutter im Jahr 2005 ein und nimmt eine seiner zahlreichen Verhaftungen in Chicago aufs Korn ("Cook County Blues"). Weiterhin erinnert er sich an seine Kindheit in Clarksdale ("Clarksdale Getaway"), der Stadt, zu der er noch immer eine ganz besondere Beziehung hat und beschreibt seine Faszination für die Hoodoo Priesterin Marivcon Laveau, die als 'Dr. John' in die Geschichte einging ("Hoodoo Queen") und deren Grab er schon 1957 besuchte. Man sieht also, auch textlich ist "The Well" ein Blues-Album im wahrsten Sinne des Wortes geworden.

Dass meine Anspieltipps mit "Sorcerer's Dream" und "Good Times" ausgerechnet die beiden Titel sind, auf denen Charlie Musselwhite auch die Gitarre spielt, würde ich mal als reinen Zufall betrachten, denn Dave Gonzales macht bei den anderen Songs einen prima Job.

Mit "The Well" ist ein unaufdringliches aber qualitativ hochwertiges Album entstanden, das die ganze Klasse von Charlie Musselwhite an der Bluesharp aufzeigt. Dieser Mann ist wirklich schon zu Lebzeiten eine Legende!
 Charlie Musselwhite & Big Wolter Horton. Chicago Fest 81. 

Charlie Musselwhite 2009 Chicago Blues Festival "River Hip Mama" 


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