Montag, 8. Juli 2013

Jon Lord

Jon Lord

Über John Lord, den kürzlich verstorbenen Frontman von Deep Purple, erwartet man normalerweise keinen Beitrag in einem Bluesblog. Doch gerade in der letzten Periode seines Schaffens fand John Lord zum Blues.

Ich war schon immer Deep Purple Fan und habe daher auch alle Soloprojekte von Jon verfolgt. Child in Time, Smoke on the Water und Highway Star sind Klassiker, diese Bluesaproduktionen stehen für mich über allen anderen Produktionen. Schade das Jon diesen Schaffenszyklus nicht mehr fortsetzen kann.

1950er und 1960er Jahre

Sowohl sein Vater als auch seine Tante waren Performance-Künstler, die ihr Talent als Duo mit einer lokalen Tanzgruppe zur Aufführung brachten. Erste musikalische Aktivitäten entwickelte Lord am Klavier der Familie, an dem er ab dem Alter von fünf Jahren klassischen Unterricht bekam. Als Teenager beeindruckte ihn die musikalische Performance von Jazz-Organisten, wie Jimmy Smith, und die von Pionieren des Rock-’n’-Roll-Pianos, wie Jerry Lee Lewis.
Mit neunzehn Jahren nahm Lord zunächst Schauspielunterricht in einer der führenden Dramaturgieschulen Londons. Von der Musik des Swinging London angezogen, begann Lord in diversen Jazz- und Rhythm-and-Blues-Combos zu spielen, die überwiegend in kleineren Kneipen und als Clubgigs in der Region London auftraten. Erste Erfolge konnte er mit der Bill Ashton Combo feiern, einer Jazzgruppe, die sich nach dem Saxofonspieler benannte.
1963 wechselte Jon Lord zu der von Derek Griffiths geleiteten Band Red Blood and his Bluesicians, was ihm ermöglichte, an seine erste elektrische Orgel zu kommen.
Nach eigener Aussage ist er in der Aufnahme des Kinks–Hits „You Really Got Me“ als Pianist zu hören.[1]
Die nächsten Jahre erspielte sich Jon Lord die Fähigkeiten zum Profimusiker. Er trat als Organist den bluesig-rockigeren Artwoods bei, deren Bandleader Art Wood, der ältere Bruder des späteren Rolling Stone Ron Wood, war. Die Artwoods veröffentlichten mehrere Singles und EPs, darunter ein heutiges Sammlerstück, Art Gallery, traten in Fernseh- und Radiosendungen auf und hatten viele Auftritte, schafften jedoch keine Hitparadenplatzierung, so dass sie sich bald wieder auflösten, nachdem ihr letzter Versuch, die Charts unter dem Pseudonym St. Valentine’s Day Massacre zu erreichen, ebenfalls scheiterte.
Ron Wood nahm mit Jon Lord später drei Instrumentalnummern unter dem Namen Santa Barbara Machine Head auf.

Deep Purple

The Flower Pot Men, die eher ein Gesangsensemble waren und einen psychedelischen Hit hatten, waren für eine gebuchte Tournee auf Musikersuche und engagierten Jon Lord sowie Nick Simper und den Schlagzeuger Carlo Little, der bei den Screaming Lord Sutch’s Savages bereits an Ritchie Blackmores Seite spielte.
Kurz darauf gründeten Jon Lord und Ritchie Blackmore Deep Purple, auch Nick Simper wurde als Bassist engagiert. Zwischen 1968 und 1976 galt Deep Purple als eine der populärsten und kreativsten Bands, wobei Jon Lords virtuoses Hammond-Orgelspiel maßgeblichen Anteil hatte.
Zwischen den Aufnahmen diverser Hardrockalben und zahlreichen Welttourneen mit Deep Purple fand er immer wieder Zeit für Soloprojekte. Zeitweise mit Unterstützung durch Deep Purple, wie 1969 bei Concerto for Group and Orchestra oder in Form von Soloalben, wie Sarabande oder Gemini Suite, verband er Rockmusik mit klassischer Musik. Für den Film The Last Rebel (1971) schrieb er mit Tony Ashton die Musik, die von Ashton, Gardner & Dyke eingespielt wurde.

Paice Ashton Lord und Whitesnake

Nachdem sich Deep Purple 1976 das erste Mal aufgelöst hatte, gründeten Jon Lord, Ian Paice und Tony Ashton die Band Paice Ashton Lord, die 1977 das Album Malice in Wonderland veröffentlichte. Nach einer Tournee und noch während der Vorbereitungen für ein weiteres Album löste sich Paice Ashton Lord schon 1978 wieder auf.
Jon Lord wurde daraufhin Keyborder bei David Coverdales Whitesnake, wohin ihm 1979 Ian Paice folgte. Während der erfolgreichen Jahre bei Whitesnake gastierte Jon Lord auf diversen Alben von Cozy Powell, Graham Bonnet und vielen anderen und nahm mit Before I Forget ein weiteres Soloalbum auf.

Deep-Purple-Reunion und endgültiger Ausstieg aus der Band

Jon Lord, der Whitesnake 1984 zu Gunsten eines Neubeginns mit Deep Purple verlassen hatte, nahm mit der Gruppe weitere sechs Alben auf und gastierte mit ihr weltweit.
2002 trennten sich Deep Purple und Jon Lord, der sich nun Solo-Projekten widmete. Sein letztes Konzert mit Deep Purple gab er am 19. September 2002 in Ipswich (England).

Spätere Solo-Projekte


Jon Lord am 17. April 2011 im Großen Konzertsaal in Sankt Petersburg
2003, er gastierte gerade für einige Monate mit Stücken seines vorletzten Soloalbums Pictured Within in Australien, gab Lord zusammen mit der lokalen Bluesband The Hoochie Coochie Men im Sydney Opera House ein Konzert, das später auf CD sowie auf DVD erschien.
Sein 2005 erschienenes Album Beyond the Notes besteht aus genreübergreifenden eigenwilligen Kompositionen. Auf ihm ist auch das Stück „The Sun Will Shine Again“ zu finden, das Lord für die ehemalige ABBA-Sängerin Anni-Frid Lyngstad schrieb und mit dem sich die schwedische Sängerin erstmals seit acht Jahren wieder live zeigte.
Zuletzt komponierte Lord zwei weitere klassische Werke: Das Durham Concerto, das er 2007 zusammen mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra in der Kathedrale von Durham gab, ist eine Auftragskomposition anlässlich des 175jährigen Jubiläums der University of Durham.[2] Boom of the Tingling Strings wurde 2008 zusammen mit dem Queensland Orchestra in Queensland uraufgeführt.
Am 9. August 2011 – er war gerade mit dem Jon Lord Blues Project auf Tournee – teilte Lord der Öffentlichkeit mit, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs leide. Weiter sagte er alle Konzerte für das folgende Jahr ab. Am 16. Juli 2012 verstarb Jon Lord im Alter von 71 Jahren an den Folgen der Krankheit in London.[3] [4] Bis zum Schluss hatte er im Studio an seinem letzten Album gearbeitet und auch noch der Abmischung beigewohnt. Nur wenige Tage vor seinem Tod wurde das Projekt fertiggestellt.

Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Jon_Lord

Homepage

http://jonlord.org/

Konzert zu Ehren von Jon: 4. April 2014

Juni 25, 2013 Wir sind sehr glücklich darüber ankündigen zu können dass das Konzert zu Ehren von Jons Leben und seiner Musik am 4. April 2014 in der Londoner Royal Albert Hall stattfinden wird.
Bislang bestätigt als Künstler sind Deep Purple Mitglieder Ian Paice, Roger Glover, Don Airey und Steve Morse.
Der Frontman von Iron Maiden und langjähriger Förderer des Sunflower Jam, Bruce Dickinson wird ebenfalls auftreten, gemeinsam mit Rick Wakeman, Joe Brown und Alfie Boe.
Der Abend wird moderiert vom großen Bob Harris.
Natürlich werden noch mehr Namen anzukündigen sein, also bleiben Sie dran.
Ticket Details werden in Kürze bekannt gegeben.
thesunflowerjam.com

Eine sehr gute Idee
 

DVD-Tip: 

Jon Lord With The Hoochie Coochie Men - Live At The Basement (DVD + CD)

Man könnte ihn den Jimi Hendrix an der Hammond nennen, wenn man denn solche Vergleiche mag. Man kann ihn aber auch einen der besten Musiker unserer Zeit nennen.
Die Rede ist von Jon Lord dem ehemaligen Keyboarder der legendären Band Deep Purple. Vor 2 Jahren verließ er die Band um sich seiner Vorliebe, der klassischen Orchestermusik, zuzuwenden. Ich werde seine Schweineorgelsoli, die ich so geliebt habe, vermissen, ging es mir seinerzeit durch den Kopf. Doch plötzlich stehe ich beim Plattendealer meines Vertrauens und halte die DVD "Jon Lord & The Hoochie Coochie Men - Live at the Basement" in der Hand. Das hört sich aber mehr nach Blues als nach Orchester an. Das Teil eingepackt, ab zur Kasse und dann fix nach Hause um zu sehen was da los ist, und da ist eine ganze Menge los!
Gerüchten zur Folge war Jon Lord mit dem Gemini Orchester in Australien um in Sydney ein Konzert zu geben. Er verletzte sich aber an der Hand und war nicht in der Lage das Piano, seinen Ansprüchen genügend, spielen zu können. Kurzerhand rief er ein paar Freunde an, um eine Bluessession zu organisieren. So kam es zu der Aufnahme, die übrigens auch auf einer DoCD erhältlich ist.
Mit von der Partie waren Bob Daisley (Ex-Rainbow,Black Sabbath,Ozzy Osbourne), Schlagzeuger Rob Grosser, Sänger und Gitarrist Tim Gaze, Jim Conway an der Harp und Jimmy Barnes als Special Guest.
Das Ganze fand in einem kleinen Club in Sydney statt, was der Atmosphäre des Konzertes sehr zu Gute kommt.
Jon LordNach einer kurzen Einleitung von Jon geht’s dann auch gleich zur Sache. "Hideaway" ist eine Instrumental-Nummer im typischen Bluesstil. "Lonesome Traveller Blues" mit einer schönen Harpeinlage. "Blues With A Feeling" ist wieder eine harplastige Nummer in gewohnter Rhythm n’Blues Manier. Auch "You Got Good Business" ist ein ruhigeres Stück, immer sauber auf den Punkt. Ist aber auch nicht anders zu erwarten. Hier sind schließlich Profis am Werk.
Jetzt scheint Jon Lord so richtig warm geworden zu sein. "Green Onions" das alte Booker T.-Instrumental geht gut ab. Bei seinen Soloeinlagen kommen dann immer wieder Purple-Gefühle auf. Da ist doch wieder die alte Schweineorgel, die wir alle so lieben. Eine tolle Nummer! Dann wird’s wieder etwas ruhiger bei dem "24 / 7 Blues".
Immer wieder toll die Anekdoten, die John über sein Bühnenleben erzählt. Nach "Baby Please Don’t Go" und "The Money Doesn't Matter", zwei Mid-Tempo Songs, greift Tim Gaze zur Resonator-Gitarre und spielt zwei schöne Stücke mit Slideeinlagen und sehr viel Gefühl. So muss Blues klingen.
Jetzt wird’s etwas rockiger. "I Just Wanna Make Love To You" ist ein alter Muddy Waters Song. "You Need Love", eine umgestrickte Version des Led Zeppelin-Klassikers "Hole Lotta Love", wirkt dagegen etwas langweilig. Schade.
Jon LordDann betritt der "Hoochie Coochie Man" Jimmy Barnes mit dem gleichnamigen Song die Bühne. Der Mann, der in Australien eine feste Größe im Musikgeschäft ist, rockt sich die Seele aus dem Leib, so, das man Angst kriegt, ihm würden gleich die Adern beim Singen aus dem Hals springen. Eine der besten Interpretationen vom "Hoochie Coochie Man" die ich je gehört habe. Leider ist Jimmy danach wieder von der Bühne verschwunden. Es folgen "New Old Lady Blues", "Who's Been Talkin'" und "Six Strings Down", klasse Nummern, bei denen auch Jon Lord immer präsenter wird.
Der alte Robert Johnson-Klassiker "Dust My Broom" geht wieder so richtig gut nach vorne. Die Harp- und Gitarrensoli fügen sich harmonisch in den Song ein. Das ist Blues-Rock wie ich ihn liebe. Danach ist erst mal Schluss.
Jon LordDie Zugaben leitet Jon mit einem typischen Purple-Orgelsolo ein. "Back At The Chicken Shack" lässt die Füße nicht mehr still stehen. Ein reines Instrumental mit flüssigen Soli, die einfach nur Spaß machen.
Danach kehrt Jimmy Barnes auf die Bühne zurück und singt "When A Blind Man Cries", einen der nicht so bekannten Songs von Deep Purple aus dem Jahre 1971, mit so viel Gefühl, das es einem unter die Haut fährt. Das letzte Stück dieses tollen Konzertes ist die "12 Bar Blow Jam" und geht noch mal so richtig zur Sache.
Das Schöne an diesen kleinen Club-Konzerten ist das man das Gefühl hat, seinen Lieblingsakteuren ein Stückchen näher zu sein, als das in den großen Arenen dieser Welt der Fall ist. Dieses Gefühl hat man auch auf der DVD. Leider sind solche Highlights, wie "Jon Lord & The Hoochie Coochie Men" aber eher die Ausnahme. Diese Scheibe ist ein Muss für Bluesliebhaber und ein Muss für alle Freunde guter Musik.

Quelle: http://www.rocktimes.de/gesamt/l/jon_lord/live_at_the_basement.html

CD-Tip:  

Jon Lord Blues Project - Live


Am 10. August 2011 habe ich aus den News auf RockTimes die Nachricht lesen müssen, dass Jon Lord an Krebs erkrankt sei und seine für dieses Jahr vorgesehenen Live-Auftritte abgesagt habe (News Nr. 10824 und 10829). Dies betrifft natürlich nicht nur seine Solo-Auftritte, sondern auch sein Blues Project, mit dem er im November 2011 durch Deutschland reisen wollte. Und für den Auftritt im Brückenforum in Bonn hatte ich bereits Karten erworben. Zwar bemüht sich die Agentur noch um einen 'adäquaten Ersatz', doch für mich kann es da keinen geben, sodass ich die Karten zurückgeben werde, verbunden mit der Hoffnung, dass 'aufgeschoben nicht gleich aufgehoben' ist. An dieser Stelle erst einmal die besten Genesungswünsche an Jon Lord!
Bei dem Versuch, nähere Informationen zu erhalten, entdeckte ich auf der Homepage von Jon Lord die Information, dass kürzlich eine Live-CD des Jon Lord Blues Projects erschienen ist und über die ihn in Deutschland betreuende Konzertagentur bezogen werden kann. Der Preis ist allerdings relativ hoch; zudem mit hohen Versandkosten (Günstiger geht es bei demselben Anbieter, wenn man den Weg über amazon.de wählt (!); andere Bezugsquellen habe ich bislang nicht entdecken können). Sei's drum; war mein Interesse an der bereits vor einiger Zeit angekündigten CD ohnehin vorhanden, musste ich mir als kleinen Trost für das entgehende Live-Erlebnis die Scheibe sofort bestellen (und geliefert wurde sie - entgegen der Ankündigung auf amazon.de) auch sofort, was in diesem Fall bedeutet: am nächsten Tag war sie da - klasse!
Nachdem andere Projekte für RockTimes wegen anstehender VÖ-Termine Vorrang hatten, kann ich mich nunmehr endlich diesem Project widmen.
Wer es noch nicht mitbekommen hat: Mit dem unten aufgeführten Line-up haben sich sechs überaus prominente britische Blues-Musiker zusammengetan, um - weil sie es hoffentlich nicht aus anderen Gründen nötig haben - aus Spaß an der Freude bzw. dieser Musik 'gemeinsame Sache zu machen'. Geht man in deren musikalische Vergangenheit zurück, liest sich das wie das Who is Who der britischen Blues- und Rock-Szene: Natürlich Deep Purple, ansonsten Blood, Sweat & Tears, Spencer Davis Group, Alexis Korner, Eric Burdon, Taj Mahal, Stone The Crows, Chris Rea, Savoy Brown, Keef Hartley Band, um nur wenige zu nennen. Und einige der heutigen Protagonisten spielen auch aktuell noch anderweitig zusammen, so Zoot Money, Maggie Bell und Colin Hodgkinson im British Blues Quintet (anfangs war zudem noch Miller Anderson mit dabei).
Diese anderweitige Zusammenarbeit dürfte sicherlich auch ein Grund dafür sein, dass exakt die Hälfte der dargebotenen Songs bereits auf der zwar nicht mehr ganz neuen, dennoch aber immer noch aktuellen CD Live In Glasgow des British Blues Quintet und daher auch in deren Live-Repertoire vorkommen (von früheren Originalaufnahmen will ich an dieser Stelle gar nicht erst reden). Zwei Nummern hat Jon Lord demgegenüber u.a. mit den Hoochie Coochie Men eingespielt, zwei Songs sind Deep Purple-Klassiker, und "I'm A Man" wird natürlich auf ewig mit der Spencer Davis Group in Verbindung gebracht werden. Lediglich für die Tom Waits-Komposition "Way Down In The Hole" kann ich keine Verbindung zum vorliegenden Project finden.
Einige wenige gemeinsame Auftritte (u.a. 20. Rother Bluestage) hat es bislang gegeben, und die vorliegende CD stellt ein Ton-Dokument eines Auftritts in Rottweil am 14. Mai diesen Jahres dar (ordentliche Bild-Dokumente davon gibt es zudem auf Youtube).
Standesgemäß geht es mit der 'Schweineorgel' los: Jon Lord eröffnet mit "Back At The Chicken Shack" den Reigen toller Rock- und Blues-Nummern. Der Einstieg erinnert schon fast an Kirchenmusik, bevor die gesamte Band das Instrumental zu Ende bringt. Wieso das folgende Stück "Houchie Couchie Man" (man beachte die Schreibweise) betitelt ist - keine Ahnung; diese Schreibweise habe ich für diesen Willie Dixon-Klassiker noch nirgends gesehen. Sei's drum; an der Interpretation - Gesang Miller Anderson, Solo-Einlagen von ihm, Jon Lord sowie Zoot Money - ist nichts auszusetzen, da absolut klassisch dargeboten.
Bei der Coverversion des Free-Hits "Wishing Well" merkt man, dass Maggie Bell einst eine der größten Rock- und Blues-Sängerinnen war. Leider war, denn die Stimme hat über die vielen Jahre doch sehr gelitten. Zwar faucht und schreit sie in gewohnter Manier, doch die ursprüngliche Kraft scheint heute verständlicherweise nicht mehr vorhanden zu sein (mir ist durchaus bewusst, dass Jürgen Bauerochse das - jedenfalls vor vier Jahren - durchaus anders gesehen hat). Die letzten zwei Minuten wird der Song - von Maggie Bell entsprechend eingefordert - als Reggae präsentiert; nette Idee, aber nicht zwingend, zumal es zum Ende hin eher ein Gospelsong wird.
Bei "It Never Rains But It Pours" übernimmt nunmehr Zoot Money den Gesangs- sowie den E-Piano-Part, was allein schon für Abwechslung sorgt. Obwohl bei der Darstellung des Line-ups lediglich Maggie Bell und Miller Anderson als Sänger angegeben sind, ergibt sich aus der Aufzählung der einzelnen Songs, dass zumindest auch noch Colin Hodgkinson (beim "Walking Blues") Lead-Gesang übernimmt. Ob - wie andernorts geschrieben - auch Pete York (gelegentlich) singt, dafür habe ich keinen weiteren Beleg gefunden.
Warum der nächste Song "Fog On The Highway" heißt, erschließt sich mir nicht, denn außer in der Einleitungszeile wird das Wetter nicht weiter beschrieben. Vielmehr dreht sich der schöne Slow-Blues - komponiert und gesungen von Miller Anderson - um das Leben der Musiker on the road. Passender - weil auch mehrfach wiederholt - wäre m.E. der Titel "That's Why We Sing The Blues". Ganz starke Nummer (und die längste der CD), bei der auch wieder kräftig die 'Schweineorgel' bedient wird. Als dann Miller Anderson auch noch die Harp auspackt und die Solo-Gitarre aufheulen lässt, ist das Blues-Feeling perfekt.
Zu "Lazy" muss ich wirklich nichts sagen: Dass Jon Lord dieses Stück 'kann', versteht sich von selbst. Gleiches gilt beim nächsten Track, "Walking Blues", in Bezug auf Colin Hodgkinson, gehört dieser doch zu seinem Standard-Repertoire über viele Jahre hinweg. Hier tritt zum ersten Mal sein prägnantes Bass-Spiel in den Vordergrund; zudem übernimmt er selbstverständlich auch die Lead Vocals. Sein Bass leitet auch "Way Down In The Hole" ein, das Maggie Bell - ich muss mich korrigieren - nunmehr durchaus kraftvoll interpretiert.
Gut, dass Miller Anderson seiner Komposition "Houston" den Nachtitel "(Scotland)" beigefügt hat als Hinweis darauf, dass er seinen kleinen Geburtsort an der dortigen Westküste besingt. Einer der flotteren Titel des Albums. Als wirklich funkiger Soul-Song wird anschließend "Respect Yourself" - vor genau 40 Jahren von den Staple Singers herausgebracht - dargeboten. Oh wie langweilig wirkt dagegen die Interpretation von Joe Cocker auf seinem gleichnamigen Album! Der zwischen Zoot Money und Maggie Bell mehrfach wechselnde Gesang gibt dem Stück zusätzlich 'Schmiss'!
Was für ein Stimmungsumschwung zum folgenden "When A Blind Man Cries"! Die heulende Gitarre und der kräftige Gesang von Miller Anderson bilden einen wunderbaren Kontrast zur herrlich jaulenden 'Schweineorgel'. Noch so ein Gänsehaut-Stück auf dieser Scheibe!
Und wieder wechseln Tempo und Stimmung zum letzten Track der CD, "I'm A Man". Schade nur, dass Pete York selbst hier nicht wirklich Gelegenheit erhält, sein Können solistisch zu präsentieren. Zwar enthält 'sein' Song ein etwa eineinhalb-minütiges Drum-Solo; tatsächlich ist dieses aber in Rottweil mindestens doppelt so lang gewesen, wie der zweite Teil einer Videoaufnahme auf Youtube belegt.
Hier wird ein Mangel der vorliegenden CD eklatant deutlich. Das Konzert ist für die Pressung mehrfach beschnitten worden; ob die Original-Reihenfolge beibehalten wurde, ist nicht erkennbar. Die einzelnen Tracks stehen vielmehr aufgrund von Aus- und Einblendungen jeweils für sich alleine, sodass das richtige Konzert-Feeling nicht immer rüberkommt. Selbst wenn man 'Leerlauf' vermeiden will, kann man heutzutage die Übergänge problemlos so gestalten, dass es 'aus einem Guss' erscheint.
Ansonsten: Eine klasse Scheibe genialer Musiker, deren Freude am Spiel nicht nur beim Betrachten der Videos deutlich wird. Technisch einwandfrei, kaum Störgeräusche vernehmbar, wie sie bei Live-Aufnahmen nicht immer auszuschließen sind. Jetzt bedauere ich umso mehr die Absage der Tournee, möge sie wirklich alsbald nachgeholt werden (können)! Die vorliegende CD ist kein Ersatz, sondern vielmehr nur ein wirklich kleines Trösterchen, das von mir aber einen uneingeschränkten Tipp erhält.

Quelle:  http://www.rocktimes.de/gesamt/l/jon_lord/live.html

CD und DVD Tip

Danger: White Men Dancing (CD+DVD) [CD+DVD]

http://www.amazon.de/Danger-White-Men-Dancing-DVD/dp/B000UPQF18/ref=sr_1_15?ie=UTF8&qid=1373278252&sr=8-15&keywords=jon+lord

Nachdem der Erstling den geschätzten Kollegen Mike dazu veranlasste, zusammenfassend zu schreiben: »Diese Scheibe ist ein Muss für Bluesliebhaber und ein Muss für alle Freunde guter Musik.« ist das wohl Anlass genug, sich mit dem Folgewerk der Hoochie Coochie Men (HCM) und Jon Lord auseinander zu setzten.

Die HCM gingen, nach den berechtig guten Kritiken ihrer CD/DVD "Live At The Basement" in die Disgracelands Studios in Sydney und nahmen dort die dreizehn Songs des neuen Albums "Danger: White Men Dancing" auf. Bob Daisley, der schon für Ozzy Osbourne, Black Sabbath, Rainbow und Uriah Heep die dicken Saiten zupfte, schnappte sich die Bänder, flog nach London und Jon Lord spielte seine Orgel-Parts ein.

In seinem Interview mit RockTimes vom 14.09.2006 kündigte Daisley bereits an: »Es ist immer noch Blues, aber geht doch stark in Richtung Heavy Rock.«

Der Opener "The Blues Just Got Sadder" ist Blues pur. Schleppender Ryhthmus gepaart mit einer schneidenden Gitarre von Tim Gaze, der auch eine hervorragende Partie am Gesangsmikro abgibt. Klasse Hooklines und das Solo von Gaze haut einen aus den Schuhen. Track zwei ist dann rockiger, ohne seine Blues-Wurzeln zu verleugnen. Wieder überzeugt Gaze' Stimme und über Lords Orgel-Sounds etwas zu schrieben, wäre gleichbedeutend mit Eulen nach Athen tragen.

"Twisted System" ist dann Rock pur und der HCM-Sänger macht Platz für den ersten Gast-Sänger: Jeff Duff gibt mit seiner Röhre eine klasse Figur ab und im Mittelteil wird es, von Lords Orgel getragen, geradezu besinnlich ruhig. Dann sägt Gaze' Gitarre wieder aus dem Verstärker.Duff zum Zweiten: "Bottle O' Wine" ist gereifter Rock mit auflebenden Refrain-Parts und verträumter in der Vers-Abteilung. Zum Ende hin wird es dann dank der Rhythmusabteilung Daisley/Grosser richtig groovig.

Mit "Over & Over" ist dann eine ultimative Rock-Ballade angesagt.
Auch dafür holten sich die HCM einen Gast ins Studio. Nachdem Lord am Piano den Song einleitet und Gaze mit der Akustischen einsteigt, brilliert Ian Gillan. Dieses Stück Musik ist ein Monster. "Over & Over" ist wieder einmal ein bestechendes Beispiel dafür, welche Klasse Rock-Balladen haben können. Auch Gillan gibt es ein weiteres Mal: "If This Ain't The Blues" ist ein dramatisches Stück Slow-Blues, in dem Lord die Hauptperson ist. Was der an Sounds vollbringt, ist nicht von dieser Welt.

Vervollständigt wird das Trio der Gastsänger durch Jimmy Barnes, der unter anderem ja bereits auf dem Erstling in "Hoochie Coochie Man" zu hören war. Barnes als echter Shouter kann überzeugen. Überraschend ist, dass Lord und HCM dem Klassiker eine neue Seite abgewinnen können. Perfekt, nicht einfach das Live-Opus aufzuwärmen, sondern neu aufzulegen und folglich wird der Willie Dixon-Song zum Anspieltipp.
Einen weiterer Oldtimer hat man mit Rolling Stones' "Heart Of Stone" ausgegraben. Ok, hier gibt es nicht so viel Neues zu hören. Dennoch passt der Track ins Gesamtgefüge der CD.

Ein echter Hinhörer ist dafür "Let It Go", der die vier Wände rockt wie nur was. Lautstärkeregler nach rechts und genießen.
Für das groovige "Dead President" spielt Daisley dann auch die Harp. Man hat das Gefühl, als würde da noch viel an Potential schlummern. Die Herren sollen, ob mit oder ohne Gäste, unbedingt weiter machen.
Am Ende steht mit "Everbody Wants To Go To Heaven" eine herrlich relaxte Bluesnummer. Gaze kann, trotz der Gastsänger, voll punkten, gerade hier, wenn der Mississippi langsamer fließt.
"Tell Your Story Walkin'" steht dem, allerdings etwas flotter an die Lauscher kommend, in nichts nach. Einfach Bluesrock wie er sein sollte.

"Danger: White Men Dancing" zeigt Größe und empfiehlt sich von selbst. 



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