Donnerstag, 1. August 2013

John Lee Hooker (Nachtrag)

John Lee Hooker

Nachtrag Amiga LP 



Ich habe niemals viel auf der Farm geholfen, konnte ich noch nie leiden. Ich war faul, verstehst du,
was Farmarbeit betrifft." So sprach der am 22 August 1917 in Clarksdale, Mississippi, geborene
Farmerssohn John Lee Hooker und überließ das Unkrautzupfen seinen 10 Geschwistern. Er zupfte
lieber Gitarre. Das hatte er von seinem Stiefvater William Moore gelernt. den seine Mutter nach
der Trennung von ihrem ersten Mann geheiratet hatte. Moore, der aus Louisiana stammte hatte
außer seiner kleinen Farm eine große Leidenschaft - die Musik. Er spielte Gitarre. und zwar zusam-men mit solchen Größen wie Blind Blake, Blind Lemon Jefferson und Charlie Patron.
„An die drei erinnere ich mich. Die kamen öfter ins Haus meines Stiefvaters. Seitdem - Hooker
war damals etwa 9Jahre alt - hatte der Blues seine Seele gepackt. „In dem Alter spielte ich noch kein Instrument. Aber meine Seele war seit der Zeit schon dabei. ich sagte mir: Sobald ich alt genug bin, mach ich das, und das tat ich." Mit 12 fing er mit Gitarre an, übernahm Spiel und Repertoire von seinem Stiefvater, lief Tag und Nacht anderen Bluesmusikern hinterher und lernte von ihnen bei Hausparties und Tanzveranstaltungen, auf Straßen und in Kneipen. Ein Jahr später trat er als Sänger auf, aber nicht in der Kneipe, sondern in der Kirche. „Ich fing zuerst an mit Spirituals, als ich ungefähr 13 Jahre alt war." Bald aber drehte er Spirituals und Heimat den Rücken. Zu den Spirituals kehrte er später noch manchmal zurück und arbeitete mit Gruppen wie The Big Six (1938), The Delta Big Four (1940), The Fairfield Four (1942), aber die staubigen Felder von Clarksdale ließ er
endgültig hinter sich zurück. Mit 14 Jahren riß er aus und ging nach Memphis. Dort wohnte er bei einer Tante, arbeitete als Platzanweiser im W.C. Handy-Theater und spielte mit Bluesmusikern wie Robert Nighthawk, Eddie Love und Joe Willard. Anschließend gings nach Cincinnati zur nächsten Tante und zum nächsten Job als Fabrikarbeiter, wieder Platzanweiser, bis er schließlich 1943 in der Autostadt Detroit landete. Hier begann der Aufstieg. Hooker fing ganz unten an: Hilfskranken-pfleger, Pförtner, Klowärter, aber an den Abenden spielte mit einer kleinen Combo (Baß, Schlag-zeug, Piano und zweite Gitarre) in der Hastings Street, wo eine Bar neben der anderen stand und die Bluesmusiker ihre Treffpunkte hatten. Dort hörte ihn eines Abends ein Mitarbeiter von Modern Records, holte ihn ins Studio, und so begann die erstaunliche Karriere des bekanntesten Blues-
sängers von Detroit's Bluesszene, der mit weit über 500 Aufnahmen zu den am meisten aufge-nommenen Bluessängern der Generation des 1. Weltkriegs gehört. Seine erste Aufnahme im November 1948 war neben Sally Mae das berühmte Boogie Chillun, das sein Dauerbrenner wurde. Nur wenige Monate später, im Mai 1949, kam er erstmals in die Rhythm & Blues-Charts (mit Hobo Blues), hatte im gleichen Jahr mit Crawling Kingsnake Erfolg und 1951
seinen größten Hit mit I'm in The Mood. Hooker war ebenso gefragt wie geldgierig, so daß er
ständig die Firmen wechselte und unter verschiedenen Namen (z B Delta John,Johnny William
John Lee Booker, The Boogie Man) auf verschiedenen Labels erschien. Ich war hinter dem großen
Geld her. Ich kümmerte mich nicht darum, wie sie mich nannten oder wer sie waren. Wenn sie mich
bezahlten, spielte ich. Ich habe niemals meinen Stil wohl aber meinen Namen geändert. Er schaffte es als einziger Sänger des Detroit der 50er Jahre, aus den Grenzen des Gettos auszubrechen 1952 ging er mit der Muddy Waters Blues Band auf Tournee in den Süden und durchzog dann in den 5OerJahren allein Clubs, Bars und Konzerthallen der größeren Städte Amerikas. 1955 wechselte er zu Vee Jay und kam mit den dort (in Chicago) gemachten Aufnahmen mehrmals in die Hitlisten.
1958 mit I Love You Honey, 1960 mit No Shoes, und 1962 mit Boom Boom. Er wurde zum Star der schwarzen Rhyth & Blues-Anhänger und Rock n Roll-Fans, zum Idol der Folklore-Enthusiasten, zum Studienobjekt der Musikwissenschaftler.
Seit seinem ersten Auftritt beim Newport Folk Festival 1960 wurde er zum Dauergast amerikanischer Folklore-Festivals. Er verzichtete Jetzt meist auf Verstärker und spielte akustische Gitarre (aus dieser Zeit - 1962 - stammen die vorliegenden Aufnahmen). Es folgten viele Tourneen durch Europa, allein und mit anderen (John Mayall, Eddie Vinson Carey Bell), besonders das American Folk Blues Festival 1965. Sein Repertoire wurzelte im Countryblues, aber als äußerst vielseitiger Interpret war er in der Lage, als Bluessänger ebenso wie als kommerzieller Rhythm & Blues-Sänger zu arbeiten , zwischen Folk-Clubs und Blueskonzerten zu wechseln und für ein schwarzes und ein weißes Publikum zu singen. Selbst zu politischen Fragen nahm er Stellung:
„I Don't Wanna Go To Vietnam“. Seine volle, dunkle Stimme, durch einen leichten Sprachfehler manchmal etwas unverständlich, erinnert ebenso an einen Negerprediger wie die Leidenschaft seines intensiven Vortrages. Merkmale seines Stils sind ein kräftig akzentuierendes Fußstampfen, unisone Gitarren- begleitung, ein Hämmern der Saiten und ein unbeirrbarer Tanzbeat „Raffinierte Akkorde haben nichts zu bedeuten", erklärt er in einem Song mit dem Titel „Teaching The Blues“.
„Laß die raffinierten Akkorde beiseite..............Krieg diesen Beat.....diesen langsamen Beat …... diesen Big Beat.“ . Jacques Demêtre nannte Hooker „den vom musikalischen Gesichtspunkt primitivsten und afrikanischsten aller Bluesinterpreten. '

Theo Lehmann (1986) Amiga


Boogie Chillun - John lee hooker

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