Dienstag, 1. April 2014

Grammy 2014 -Ben Harper und Charlie Musselwhite "Get Up!"






Grammy 2014 - Ben Harper und Charlie Musselwhite "Get Up!"

Kein Aprilscherz!

Um es eimal vorwegzunehmen, ich hasse diese ganzen Award-Verleihungen. Das sind diese Veranstaltungen, auf denen Möpse aus ihren Käfigen hopsen, Möchtegernstars ständig jammern: "ich danke meiner Mutter, meinem Vater....." usw. und dabei in Tränen ausbrechen. Ich kann mit diesen Veranstaltungen nichts anfangen. Warum schreibe ich das nun? Es hat sich etwas geändert. Seit 2012 gibt es den Grammy Award for Best Blues Album.
Ist das gut?  Eigentlich muss man da Angst bekommen. Das spricht für die Kommerzialisierung des Blues. So ein Schuss geht meistens nach hinten los. Es kann aber auch Aufmerksamkeit wecken und dem Blues dienen.
2014 erhielten nun Ben Harper und Charlie Musselwhite für ihr Album "Get Up!" diesen Preis. Völlig verdient, wie ich finde. Die beiden mussten sich gegen eine illustere Konkurenz durchsetzen.

    Billy Boy Arnold, Charlie Musselwhite, Mark Hummel, Sugar            Ray Norcia & James Harman - Remembering Little Walter

    James Cotton - Cotton Mouth Man

    Beth Hart & Joe Bonamassa - Seesaw

    Bobby Rush - Down in Louisiana

Sie hätten es wohl alle verdient, aber ves kann nur einen geben. Was noch bemerkenswert ist, ich kann mich mit allen diesen Alben identifizieren und ich bin auch der Meinung, dass Ben Harper und Charlie Musselwhite diesen Preis vollkommen zu Recht erhielten.

Herzlichen Glückwunsch

Eine ausführliche Rezension zu diesem Album findet man hier:

https://wasser-prawda.de/tag/Ben%20Harper

Ben Harper und Charlie Musselwhite hingegen ist eine Kombination, die schon vom Papier her sofort einleuchtet. Die Lieder von „Get Up!“ über das Scheitern im Alltag verlangen geradezu nach den schneidenden Harpsounds von Musselwhite. Man spürt sofort, dass die Musiker sich hervorragend ergänzen und hier keine Kollaboration in der PR-Abteilung beschlossen wurde. Erstmals hatten sie sich bei gemeinsamen Sessions mit John Lee Hooker getroffen und seither immer wieder überlegt, wie man gemeinsam Musik machen könnte. Und diese Musik geht von heftig rockenden „I Don‘t Believe A Word You Say“ über Gospel im 3/4-Takt bei „We Can‘t End This Way“ bis hin zu intimen Duetten etwa bei „You Found Another Lover (I Lost Another Friend)“.
Das Album kommt rauh und ungeschliffen daher, klingt fast nach einer live im Studio zufällig mitgeschnittenen Session. Und genau das macht den größten Reiz aus: Wenn Harper im Titelsong darüber klagt, dass das Recht ihn gebrochen habe und er darum das Recht nicht mehr wirklich ernst nehmen kann, dann ist das ein Lied, dem eine gelackte Produktion die Schärfe und Aktualität nehmen würde.
„Get Up!“ - eine Sammlung großartiger Songs, ein wundervolles Bluesalbum und ein Zusammentreffen zweier Musiker, ohne die der Blues heute wesentlich ärmer wäre.


Ben Harper & Charlie Musselwhite - Get Up! 

Get Up!   Ben Harper, Charlie Musselwhite | Format: Audio CD 

 

Die 56sten Grammy Awards sind verliehen, die Smoking-Anzüge wieder zum Kostümverleiht gebracht oder zum Lüften auf den Balkon gehängt. Die Grammies sind für die Musikbranche bekanntlich was die Academy Awards für die Filmbranche sind: unendlich langweilige und langfädige Ehrenveranstaltungen, die man aber dennoch besuchen muss, wenn man im Kuchen mitmischen will. Und dann gehen auch noch achtzig Prozent der Leute enttäuscht nach Hause, weil sie keinen Award erhalten haben. Trotzdem sind die Grammies eine wichtige Auszeichnung, deren Gewinn den Preis der Buchung für eine Künstlerin oder einen Künstler definiert. Es geht also um Ruhm und Ehre, um Hochsteckfrisuren (oder wie dieses Jahr um Roboterhelme) und um Aufmerksamkeit. Gerade diese wird dem Blues weniger und weniger zuteil. Gesonderte Kategorien für traditionellen und zeitgenössischen Blues wurden aufgehoben. All das ist schade, lässt sich aber nicht ändern. Freuen wir uns also, dass es überhaupt noch einen Award in der Kategorie Blues gibt. And the Winner is...
… wahrscheinlich sehr glücklich. An dieser Stelle haben wir schon über die Nominationen für den Grammy berichtet. Wir können uns also direkt den Siegerinnen und Siegern zuwenden.
Im Bereich «Best Blues Album» hat das Ding Ben Harper gewonnen, der gemeinsam mit Charlie Musselwhite für das Album Get Up ausgezeichnet wurde. Ein in der Tat wunderbares Album mit eher traditionellem Blues, vornehmlich akustisch gespielt.
Der Jungstar der Szene, Gary Clark Jr. Konnte auch ein Grammophon-Preischen mitnehmen für seinen Song Please Come Home, eine sehr Marvin Gaye-artige Performance auf seinem Album Blak and Blu. Der Preis erhielt er in der Kategorie «Best Traditional R&B Performance». Hier geht’s zur Liste sämtlicher Nominationen sowie der Gewinner.
Die Preise sind alle vollkommen verdient gewonnen, keine Frage. Trotzdem bleibt ein Kopfschütteln darüber, dass das Siegeralbum Get Up in derselben Kategorie nominiert war wie Beth Hart und Joe Bonamassas Kooperation Seesaw. Aber wer den Kopf schüttelt, sei erneut an den Anfang des Artikels verwiesen: Es geht nicht um Musik, es geht um Ehre, Aufmerksamkeit und damit in letzter Instanz um - jawoll - Geld.

http://www.bluesnews.ch/index.php/Frontpage/Leitartikel/Blues-Grammies-2014.html 

 

 Oftmals war die Grammyverleihung schon ein Hinweis auf Trends in der Musik. Man denke an die Unplugged-Welle der 90er Jahre. Der Grammy 2014 in der Kategorie Blues Album wurde vergeben für das Album Get Up!, eine Zusammenarbeit von Ben Harper mit Charlie Musselwhite. Hoffentlich erweist sich auch dieser Grammy als wegweisend, denn es wäre zu begrüssen, wenn das Konzept einer intensiveren Zusammenarbeit mehr zu beobachten wäre. Der Grammy für Get Up! geht nicht an eine Sammlung von Einzeltitel mit «featuring» Gastauftritten, sondern er zeichnet vielmehr eine tiefe Kooperation aus, eine Konversation zwischen zwei Seelen, wenn man so will. Get Up! Ist zu Recht der Gewinner in diesem Jahr, ein Album, das bedeutend ist und zeitlos, weil es sich auf die Kerntugenden guter Musik beschränkt.
Ben Harper ist wie Charlie Musselwhite ein Roots-Musiker, wenn man seine bisherigen Werke auch mehr in der Sparte R&B findet als beim Blues. Auf dem neuen Albuum, das vor genau einem Jahr veröffentlicht wurde, zeigt er nun tiefe Gefühle und seine bluesige Seite. Der jüngere Kalifornier lernte Bluesveteran Musselwhite aus Mississippi, bzw. Chicago bereits 1996 am Bryon Bay Blues Festival kennen, 1997 gab es für John Lee Hooker eine erste Zusammenarbeit. Mehrere Kooperationen folgten (auf Solomon Burkes Don't Give Up on Me von 2002 und auf Musselwhites eigener Publikation Sanctuary von 2004 sowie der «Gegenbesuch» auf Homeless Child von Harpers Both Sides of the Gun (2006)), und mit Get Up! Gibt es nun eine erste offizielle Veröffentlichung der beiden.
Die Kooperation von Harper mit seiner stark an Marvin Gaye erinnernde Stimme (nicht umsonst macht er eine exzellente Version von Sexual Healing) und dem tiefen Blues von Musselwhite, der Raum und Gestaltungsfreiheit für seine Harmonica hat, wie es einem Grandseigneur gebührt. Die Musik ist Roots-Sound, nicht immer Blues-Schema, aber stets bluesig im Feeling. Die Songs sind wütend, nicht nur der Anti-Kriegstitel I Ride at Dawn, der einem gefallenen Freund gewidmet ist. Insgesamt sind die Titel wütend, stark, emotional und roh. Das macht jeden Titel besonders, das überträgt sich auf der Aufnahme. Perfekt.
Diese Musik ist das Produkt von Verständnis, von Seelenverwandtschaft und von einem Prozess des musikalischen Austausches. Heute werden viele Aufnahmen zusammengestückelt aus Schnipseln, die zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Studios eingespielt wurden, aber hier ist die Live-Atmosphäre der Aufnahme zu spüren, das Feuer zwischen zwei Menschen, die sich gegenseitig antreiben und zu Höchstleistungen anspornen. Das funktioniert eben nicht bei Gastauftritten, die als eingespielte Spur ihren Platz in einer Aufnahme finden. Hier geht es nicht um Star-Power, sondern um Gefühle. Blues-Gefühle.
Gemeinsam mit Gitarrist Jason Mozersky, Bassist Jesse Ingalls und Schlagzeuger Jordan Richardson spielen Harper und Musselwhite ein feines transparentes Album ein, das von 2013 sein könnte, aber auch von 1983 oder 1963. Das ist zeitlose Musik, weil sie die menschlichen Emotionen transportiert. Diese Emotionen sind in Blues verpackt, der wie früher Chicago-Sound klingt, anderer entspricht mehr einem Rap-Funk-artigen Setting. Die Musik ist vielseitig und doch stets Blues. Bemerkenswert das beinahe eine Viertelstunde in Anspruch nehmende Don’t Look Twice.
Schön, wurde dieses Album mit dem Grammy geehrt, eine gute Wahl für eine CD mit diesem bestimmten Extra. Die Cd liegt in zwei Versionen vor, die Deluxe-Version hat noch eine DVD mit Auftritten von wenigen Titeln, die CD selbst enthält 10 Songs und ein Making of.
Ben Harper & Charlie Musselwhite Get Up! (2013)
Ben Harper (Gesang, Gitarre, Produktion)
Charlie Musselwhite (Harmonica, Gesang)
Jason Mozersky (Gitarre)
Jesse Ingalls (Bass)
Jordan Richardson (Schlagzeug)
Sheldon Gomberg (Technik)
Chris Goldsmith (Produktion)
CD
1. Don't Look Twice 13:13
2. I'm In I'm Out and I'm Gone 4:37
3. We Can't End This Way 1 3:34
4. I Don't Believe a Word You Say 3:17
5. You Found Another Lover (I Lost Another Friend) 4:13
6. I Ride At Dawn 4:42
7. Blood Side Out 2:52
8. Get Up! 6:17
9. She Got Kick 2:56
10. All That Matters Now 4:55

http://www.bluesnews.ch/index.php/Musik/Rezensionen-CDs/Ben-Harper-und-Charlie-Musselwhite-Get-Up.html 

 

 

Alle bisherigen Gewinner

Gewinner und nominierte Künstler

Jahr Künstler / Band Nationalität Werk Weitere nominierte Künstler Bilder
der Künstler
2012
12. Februar 2012
Tedeschi Trucks Band Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Revelator Derek Trucks & Susan Tedeschi, 2007
2013
10. Februar 2013
Dr. John Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Locked Down Dr. John, 2007
2014
26. Januar 2014
Ben Harper und Charlie Musselwhite Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Get Up! Ben Harper, 2003

http://de.wikipedia.org/wiki/Grammy_Award_for_Best_Blues_Album