In Zukunft möchte ich mich an dieser Stelle verstärkt den Blueslegenden widmen und mit meinen Beiträgen an sie erinnern!
Leadbelly
http://www.leadbelly.org/re-homepage.html
Leadbelly [ˈlɛdbɛli] (auch: Lead Belly[1]) (* 20. Januar 1889 als Hudson „Huddie“ William Ledbetter in Mooringsport, Louisiana; † 6. Dezember 1949 in New York[2]) war ein US-amerikanischer Bluessänger. Leadbelly spielte verschiedene Instrumente wie Akkordeon, Mandoline, Klavier und Mundharmonika; sein Lieblingsinstrument war eine zwölfsaitige Gitarre.
Seinen kräftigen Vortragsstil lernte Leadbelly, während er sich einige Jahre in den rauen Rotlichtbezirken von Shreveport und Dallas mit seinem Gesang sein Brot verdiente. 1916 wurde er das erste Mal wegen Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt und 1918 in Texas wegen Mordes zu 30 Jahren Zwangsarbeit. Gouverneur Pat Neff soll Leadbelly begnadigt haben, nachdem ihm dieser bei einem Gefängnisbesuch seine Bitte in Form eines Liedes vorgetragen habe. Tatsächlich wurde Leadbelly 1925 wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen.
Fünf Jahre später wurde er erneut wegen Raubes und Mordversuchs in Louisiana inhaftiert. 1933 zog der Folklore-Forscher John Lomax mit seinem Sohn Alan durch die Haftanstalten Louisianas, um die Musik der Afro-Amerikaner für die Library of Congress aufzunehmen. Ein Jahr nachdem die beiden erste Aufnahmen mit Leadbelly gemacht hatten, wurde dieser auf den Wunsch von John Lomax hin begnadigt.
1935 kam Leadbelly nach New York und machte sich innerhalb der weißen, linksintellektuellen Künstlerszene rasch einen Namen. Hier kam er in Kontakt mit weißen Folkmusikern wie Woody Guthrie und Pete Seeger. Trotz seines großen Einflusses auf die weiße Folkmusik der 40er und 50er Jahre blieb ihm finanzieller Erfolg versagt. Ende der 40er Jahre versuchte er sein Glück in Frankreich und verbrachte einige Zeit in Paris. Auf seiner ersten Europatournee im Jahr 1949 erkrankte er an amyotropher Lateralsklerose und starb wenige Monate später in New York.
Die Aufnahmen von Leadbelly umfassen rund 170 Songs und Shouts.[3] Lieder von Leadbelly wurden immer wieder von verschiedensten Künstlern aufgegriffen und interpretiert wie Cotton Fields von Creedence Clearwater Revival auf ihrem 1969 veröffentlichten Album Willy and the Poor Boys. Einige seiner Kompositionen wurden zu erfolgreichen Top-10-Hits wie Goodnight Irene in der Interpretation der Weavers (1950), Rock Island Line von Lonnie Donegan (1956) oder Black Betty von Ram Jam (1977). Where Did You Sleep Last Night, das auf dem Volkslied In the Pines beruht, wurde von Nirvana bei ihrem Konzert MTV Unplugged in New York gecovert.
Leadbelly interpretierte auch zahlreiche, bereits als Traditionals einzustufende Lieder. Ein solcher, zum Standard dieses Musikgenres gewordener und vielfach interpretierter Song ist etwa Midnight Special, das Lied eines Häftlings, das im Refrain einen Zug nennt, der um Mitternacht sein Gefängnis passiert. Midnight Special wurde von den Musikforschern Lomax fälschlicherweise Leadbelly zugeschrieben. Tatsächlich aber existieren schon Textaufzeichnungen aus anderen Quellen aus dem Jahr 1905 bzw. frühere Tonaufzeichnungen mit anderen Interpreten.[4]
1980 wurde Leadbelly in die Nashville Songwriters Hall of Fame aufgenommen, 1986 folgte die Aufnahme in die Blues Hall of Fame und 1988 in die Rock and Roll Hall of Fame.
Ab 1993 kam seinem Werk noch einmal größere Aufmerksamkeit zugute: die Band Nirvana, USA, veröffentlichte in diesem Jahr ihr MTV Album Unplugged in New York, das letzte Stück auf dem Album mit dem Titel Where Did You Sleep Last Night wurde von Huddie „Leadbelly“ Ledbetter geschrieben und komponiert.
Im Film Jede Menge Ärger wurde Johnny Knoxvilles Charakter Eddie Leadbetter nach Huddie Ledbetter benannt, da dieser ebenfalls häufiger mit dem Gesetz in Konflikt geriet.
RockTimes goes back to the roots, part 3.
Es gibt wenig, was von Leadbelly nicht
hörenswert ist. Songs wie "C.C. Rider", "Rock Island Line" und "Irene
(Goodnight Irene)" avancierten zu Klassikern der Musik. Wohl im Januar
1888, da ist man sich nicht so sicher, als Hudson William Ledbetter geboren, hatte der Musiker ein durchaus bewegtes und bewegendes Leben. Dazu später mehr.
Ob nun Lead Belly oder Leadbelly geschrieben, handelt es sich um einen der einflussreichsten Blueser der Geschichte, der die 12-saitige Gitarre zu seinem Lieblingsinstrument kürte. Darüber hinaus war er auch mit der Mandoline, dem Klavier und der Mundharmonika vertraut.
Er tourte zusammen mit Blind Lemon Jefferson, T.Bone Walker, Josh White und Lightnin' Hopkins durch den Süden der USA. Während dieser Zeit, in den Zwanzigerjahren, wechselte er von der 6-saitigen zur 12-saitigen Gitarre, die zu seinem Markenzeichen werden sollte.
1915 wurde er zum ersten Mal für 30 Tage inhaftiert. Sein Leben war gekennzeichnet von Raufereien, Verurteilungen, Gefängnisaufenthalten und… Musik. 1917 wurde er wegen Mordes an Will Stafford zu 30 Jahren Haft verurteilt, die wegen eines fehlgeschlagenen Ausbruchs um 6 Jahre verlängert wurde.
Beim damaligen Gouverneur des Staates Texas, Pat Neff bat Leadbelly in Form eines Songs um vorzeitige Entlassung, die ihm 1925 gewährt wurde.
Ob nun Lead Belly oder Leadbelly geschrieben, handelt es sich um einen der einflussreichsten Blueser der Geschichte, der die 12-saitige Gitarre zu seinem Lieblingsinstrument kürte. Darüber hinaus war er auch mit der Mandoline, dem Klavier und der Mundharmonika vertraut.
Er tourte zusammen mit Blind Lemon Jefferson, T.Bone Walker, Josh White und Lightnin' Hopkins durch den Süden der USA. Während dieser Zeit, in den Zwanzigerjahren, wechselte er von der 6-saitigen zur 12-saitigen Gitarre, die zu seinem Markenzeichen werden sollte.
1915 wurde er zum ersten Mal für 30 Tage inhaftiert. Sein Leben war gekennzeichnet von Raufereien, Verurteilungen, Gefängnisaufenthalten und… Musik. 1917 wurde er wegen Mordes an Will Stafford zu 30 Jahren Haft verurteilt, die wegen eines fehlgeschlagenen Ausbruchs um 6 Jahre verlängert wurde.
Beim damaligen Gouverneur des Staates Texas, Pat Neff bat Leadbelly in Form eines Songs um vorzeitige Entlassung, die ihm 1925 gewährt wurde.
Fünf Jahre später wurde er, dieses Mal wegen
Körperverletzung, erneut inhaftiert. Einsitzen musste er in der Angola
Prison Farm im Staat Louisiana.
Na ja, zumindest sein letzter Gefängnisaufenthalt hatte auch eine gute Seite. Im Juli 1933 spürten die für die Library of Congress tätigen Musik-Scouts John Lomax sowie sein Sohn Alan den Musiker Leadbelly, was übrigens soviel wie Bleibauch heißt, auf und man machte erste Aufnahmen. Auf Gesuch von den beiden Lomax' wurde Leadbelly entlassen und fand als Chauffeur der Familie eine Tätigkeit. Natürlich war er weiterhin als Musiker tätig.
Innerhalb von drei Monaten nahm er sowohl für die Library als auch für American Record Corporation Songs auf, bevor er einen Vertrag mit ARC bekam, der die Aufnahme von 40 Liedern in vier Sessions beinhaltete. Daraus resultierten "C.C. Rider", "Alberta", "Red River Blues" und eine überarbeitete Version von Blind Lemon Jefferssons "Matchbox Blues".
Alle vertreten auf dem vorliegenden Sampler, der durch seine Songauswahl sehr gut verdeutlicht, dass Leadbelly nicht nur im traditionellen Blues zuhause war.
Country- und Folk-Blues waren ihm verraut, er schrieb auch Kinderlieder oder Squaredance-Songs.
Na ja, zumindest sein letzter Gefängnisaufenthalt hatte auch eine gute Seite. Im Juli 1933 spürten die für die Library of Congress tätigen Musik-Scouts John Lomax sowie sein Sohn Alan den Musiker Leadbelly, was übrigens soviel wie Bleibauch heißt, auf und man machte erste Aufnahmen. Auf Gesuch von den beiden Lomax' wurde Leadbelly entlassen und fand als Chauffeur der Familie eine Tätigkeit. Natürlich war er weiterhin als Musiker tätig.
Innerhalb von drei Monaten nahm er sowohl für die Library als auch für American Record Corporation Songs auf, bevor er einen Vertrag mit ARC bekam, der die Aufnahme von 40 Liedern in vier Sessions beinhaltete. Daraus resultierten "C.C. Rider", "Alberta", "Red River Blues" und eine überarbeitete Version von Blind Lemon Jefferssons "Matchbox Blues".
Alle vertreten auf dem vorliegenden Sampler, der durch seine Songauswahl sehr gut verdeutlicht, dass Leadbelly nicht nur im traditionellen Blues zuhause war.
Country- und Folk-Blues waren ihm verraut, er schrieb auch Kinderlieder oder Squaredance-Songs.
Auf den sogenannten grünen Zweig kam Leadbelly nie so richtig. Dieser John Lomax war nicht nur in Sachen Musik-Scouting unterwegs. Leadbelly unterschrieb einen Management-Vertrag mit Lomax. 50 % der Leadbelly-Einnahmen flossen in die Tasche, oder besser Taschen von Lomax. Ein kompromissloses Geschäftsgebaren ließen die 50 % Beteiligung schnell in die Höhe schießen, sodass Leadbelly kaum etwas von seinen Einkünften sah.
Vielseitig war sein Stil.
"Rock Island Line" ist ein lupenreiner A cappella-Song mit dem Golden Gate Quartet. Mit diesem Song sollte Lonnie Donegan die Skiffle-Ära im Königreich einläuten. Aus dem Jahr 1944 stammt "Take This Hammer", einem Song mit 12-Takter-Basis, in dem Leadbelly sich von einem Cisterspieler begleiten ließ. Auch in "Irene (Goodnight Irene)" glänzt Paul Howard auf dem Instrument.
"Rock Island Line" ist ein lupenreiner A cappella-Song mit dem Golden Gate Quartet. Mit diesem Song sollte Lonnie Donegan die Skiffle-Ära im Königreich einläuten. Aus dem Jahr 1944 stammt "Take This Hammer", einem Song mit 12-Takter-Basis, in dem Leadbelly sich von einem Cisterspieler begleiten ließ. Auch in "Irene (Goodnight Irene)" glänzt Paul Howard auf dem Instrument.
Er ist nicht nur an der Gitarre zu hören. In
"Eagle Rock Rag" begleitet er sich am Piano und in "Corn Bread Rough",
einem dieser Songs im bereits erwähnten Squaredance-Muster, an der
Konzertina. Schlussendlich zeigt der letzte Track (live), "Shine On Me"
welch ein toller Entertainer Leadbelly war, der ohne Probleme das gesamte Publikum zum Mitsingen animiert.
Der Titelsong des Samplers, "Diggin' My Potatoes" ist eine Zusammenarbeit mit den Folk-Bluesern Sonny Terry und Brownie McGhee.
Der Titelsong des Samplers, "Diggin' My Potatoes" ist eine Zusammenarbeit mit den Folk-Bluesern Sonny Terry und Brownie McGhee.
Pete Seeger ist sicherlich vielen Lesern ein Begriff. "Goodnight Irene" wurde zu einem Tophit für seine damaligen Band The Weavers. Auch andere Musiker und Sänger konnten mit Leadbelly-Songs echt Kohle verdienen, was dem Herrn Ledbetter leider nicht sosehr zuteil wurde.
Abschließend noch etwas zur Soundqualität des
interessanten und flott durchzuhörenden Samplers: Einige (wenige)
Abstriche muss man schon hinnehmen. Bei den Songs handelt es sich
schließlich um Zeitzeugen. Diese Tatsache sollte das Hörvergnügen aber
nicht schmälern.
Biografie
LeadBelly
, bürgerlich: William Hudson "Huddie" Ledbetter (voc, g),
wahrscheinlich am 21. Januar 1885 oder 1988 (eventuell auch 29. Januar
1889) bei Mooringsport, Louisiana, als Kind ehemaliger Sklaven geboren,
am 6. Dezember 1949 in New York an Muskelschwund gestorben, hat mit
seiner schwarzen Folklore "aus der alten Zeit, in der der Blues noch
ganz und gar archaische Volkskunst war" (Joachim-Ernst Berendt),
zahlreiche weiße Folk- und Rockinterpreten stilistisch beeinflusst. Der
mehrfach wegen Eifersuchtsmordes und versuchten Totschlags inhaftierte
Wandersänger lernte das Gitarrenspiel im Gefängnis und schloss sich
Mitte der zwanziger Jahre als selbsternannter "König der
12-Saiten-Gitarre" dem Sänger Blind Lemon Jefferson (siehe Bio) an, der
damals mit einem Anhang begabter Bluesspieler wie Josh White, Lightnin’
Hopkins und T-Bone Walker durch den Süden der USA zog.
LEADBELLY
JAILHOUSE BLUES
Leadbelly ("BIeibauch")
erhielt seinen Unverwüstlichkeit ausdrückenden Spitznamen im
Gefängnis. Er verbrachte etliche Jahre hinter Gittern - u.a. wegen
Mordes. Aber der Ruf des Trinkers, Frauenhelden und Schlägers
verstellt oft den Blick auf den talentierten Musiker, der
sich hinter dieser Fassade verbarg.
Sein umfangreiches Song-Repertoire verkörperte alle wichtigen
Elemente des Texas und Louisiana Blues, und er war einer der Pioniere
der Folk Music.
Leadbelly wurde am 29. Januar 1889 in
Mooringsport, Louisiana, als Sohn von Wes und Sallie Led- better
geboren. Er war ein kräftiger Junge, der nur wenige Jahre zur Schule
ging und dann als Baumwollpflücker arbeitete. Später pflegte er
stolz zu erzählen, dass er der absolute Rekordpflücker
gewesen sei. Außerdem entdeckte er
sein musikalisches Talent und wurde bald ein guter Akkordeonspieler.
Auch Mandoline, Gitarre, Maultrommel, Hammondorgel und Klavier lernte
er rasch. Er spielte meistens bei Gottesdiensten und
Tanzveranstaltungen und eignete sich so nach und nach ein
umfangreiches Song-Repertoire an, angefangen von Volkstänzen wie
Square Dance und Reel, bei denen sich die Schwarzen nach der Arbeit
vergnügten, bis zu den Spirituals, die sie am Sonntag in der Kirche
sangen und mit denen sie ihre “Sünden” wieder gutzumachen
versuchten. (Der Blues, der später eine so wichtige Rolle in
Leadbellys Musik spielen sollte, war um die
Jahrhundertwende gerade im Begriff,
Bestandteil schwarzer Musik zu werden.) Außer Singen lernte
Leadbelly noch Tanztechniken wie Stepp und Shuffle. Als Teenager
wurde Huddie (so Leadbellys eigentlicher Vorname) zunehmend
rebellisch, so dass seine Eltern ihre liebe Not mit ihm hatten. Es
wird oft behauptet, dass er mit seinem Vater nicht auskam, aber in
Wirklichkeit wurde er von seinen Eltern eher verwöhnt. Sie vertraten
stets die Meinung, dass sein Verhalten auf den schlechten Einfluss
von Freunden zurückzuführen sei. Das machte ihre Aufgabe als
Erzieher aber auch nicht
leichter. Als l4jähriger trank Huddie
bereits regelmäßig Bier (das er mit Zucker versüßte, sonst
schmeckte es ihm nicht), spielte bei Tanzveranstaltungen und war in
Raufereien verwickelt. Sein Vater machte den Fehler, ihm eine Pistole
zu schenken, und bald kam es zur ersten Schießerei und einer
Geldstrafe. Mit 15 wurde Leadbelly Vater einer Tochter, die jedoch im
Säuglingsalter starb. Bald darauf brachte seine Freundin eine zweite
Tochter zur Welt. Er hatte indessen keinerlei Absicht, zu heiraten
und sich auf dem Land niederzulassen, wenn das Abenteuer Stadt
lockte. Das
bestand zwar nur aus dem 19 Meilen
entfernten Shreveport, hatte jedoch in vieler Hinsicht mehr zu
bieten.
DIE BAUMWOLLSTADT
Shreveport war 1839 gegründet worden.
1910 sollte es vom Öl-Boom profitieren, aber als Huddie Ledbetter
1904 dort eintraf, war es noch eine reine Baumwollstadt. Shreveport
entwickelte sich – nach New Orleans - zu Louisianas
zweitwichtigster Stadt, und wie New Orleans war es geschäftig, allen
neuen Einflüssen offen und mit einem florierenden Rotlichtviertel
ausgestattet. Dessen Zentrum war die Fannin Street, später Thema
eines autobiographischen Songs von Leadbelly. Seine sexuellen
Erfahrungen sammelte er bei den “Girls” in den Bordellen, und in
den Barrelhouses begegnete er dem Blues und lernte seinen ersten
Blues-Titel: “l”m on My Last Go-Round”. Auch seine ersten
Versuche, die Bassfiguren der Bluespianisten auf der Gitarre zu
spielen, machte er in
der Fannin Street. Nachdem er ein paar
Jahre in Shreveport gelebt hatte, kehrte er zurück aufs Land, wo er
sich jedoch nicht mehr heimisch fühlte. Er zog von einer Stadt zur
anderen durch Texas und Louisiana, hörte Jelly Roll Morton in Texas
spielen und perfektionierte seine Gitarrenkünste.
Zwischendurch hatte er Beziehungen mit
ganzen “Wagenladungen” - wie er sagte - von Frauen.
Von einer seiner Gespielinnen holte er
sich den Tripper, was dazu führte, dass er eine Zeitlang solide
wurde. Jedenfalls heiratete er 1908 Lethe Henderson, wurde wieder
Baumwollpflücker und trat den
Baptisten bei (“mit etwa einer Woche
Mitgliedschaft”, wie er später sagte). 1910 lockte die Stadt
wieder, und die Ledbetters zogen nach Dallas, Texas. Das Nachtleben
der Schwarzen spielte sich dort auf der Elm Street (“Deep Ellum”)
ab, wo Leadbelly dem großen Bluessänger Blind Lemon Jefferson
begegnete. Mit ihm arbeitete er mehrere Jahre lang zusammen. Von
Jefferson lernte er die Technik der Slide Guitar, die Lemon selbst
merkwürdigerweise nur bei einem Plattentitel verwendete. Er brachte
Leadbelly auch Songs wie “Matchbox Blues” und “C.C. Rider”
bei. Leadbelly erwarb zu diesem Zeitpunkt seine erste zwölfsaitige
Gitarre, deren voller, kräftiger Sound perfekt zu
seiner durchdringenden Stimme passte.
ERSTE VERSTÖSSE
lm Juni 1915 wohnte Leadbelly mit
seiner Familie in der Nähe der Farm seiner Eltern. (Sein Vater, Wes,
hatte es durch harte Arbeit zu eigenem Land gebracht.) Dann aber
passierte das Unglück: Huddie kam mit dem Gesetz in Konflikt. Die
Anklage lautete schließlich nur auf “Tragen einer Waffe”, aber
der Preis dafür war, dass Wes seine Farm überschreiben musste, um
für die Verteidigung seines Sohnes zu bezahlen. Leadbelly wurde
trotzdem zu 30 Tagen Zwangsarbeit verurteilt. Nachdem er drei Tage
seiner Strafe abgesessen hatte, gelang ihm die Flucht aus dem
Gefängnis, und er versteckte sich mit Lethe im De Kalb County im
Nordwesten von Texas. Dort nannte er sich Walter Boyd. “Boyd”
wurde oft und gern zu Tanzveranstaltungen und Musikabenden in Kneipen
geholt, aber das hielt ihn nicht davon ab, wieder über die Stränge
zu schlagen. Diesmal war die Sache ernster: Er wurde des Mordes
angeklagt. lm Dezember 1917 hatte er sich mit seinem Freund Will
Stafford gestritten, auf ihn geschossen und ihn tödlich getroffen.
Das Urteil lautete auf 20 Jahre Gefängnis. Die Strafanstalten in
Texas waren alles andere als Erholungsheime. Die Bedingungen waren so
furchtbar, dass Leadbelly wiederum einen Fluchtversuch machte, der
aber fehlschlug. Danach scheint er sich entschlossen zu haben, seine
vorzeitige Entlassung durch harte Arbeit und gutes Benehmen zu
erzielen. Er verdiente sich etwas Geld, indem er Wärtern und
Mitinsassen vorspielte und -sang. Außerdem nutzte er die Zeit dazu,
neue Songs zu lernen, u.a. “Midnight Special”. Er kreierte auch
selbst neue Songs, und einer davon ging als folgende Episode in die
“Leadbelly-Legende” ein:
1924 besuchte der Gouverneur des
Staates Texas, Pat Neff, das Gefängnis, und Leadbelly sollte ihm
vorsingen. In einen Song schmuggelte er die Zeilen “If l had you,
Governor Neff, like you got me, I'cl get up in the morning and I
would set you free." (Wenn ich Sie so beim Wickel hätte
wie Sie mich, dann Würde ich eines
Morgens aufstehen und Sie freilassen.)
Der Gouverneur war so beeindruckt, dass
er ihm die Freiheit versprach. Die Entlassung sollte zwar noch ein
Jahr auf sich warten lassen, aber dann erinnerte sich der Gouverneur
an sein Versprechen.
WICHTIGE BEGEGNUNG
Die Ehe mit Lethe war mittlerweile
auseinandergegangen. Leadbelly kehrte in seinen Heimatort
Mooringsport zurück und zog dort mit Era Washington zusammen. 1930
kam er wiederum mit dem Gesetz in Konflikt. Die genauen Einzelheiten
sind nicht bekannt, aber offensichtlich hatte er einem Weißen namens
Dick Ellett eine Stichwunde zugefügt. Dafür wurde er zu sechs bis
zehn Jahren im Angola State Prison in Louisiana verurteilt –
schlimmer noch als die texanischen Gefängnisse.
Dort wurde er zweimal wegen
“Aufsässigkeit” und “Faulheit” ausgepeitscht.
Wiederum entschloss er sich, klein
beizugeben und in der Schneiderei des Gefängnisses zu arbeiten. Und
auch seine musikalischen Talente stellte er wieder unter Beweis, so
dass der Gefängnisdirektor ihn den Volkskundlern John und Alan Lomax
vorstellte, die in der Gegend Folksongs sammelten. Die Begegnung
hatte weitreichende Folgen. Die Volkskundler hatten Gefängnisse
besucht, weil
sie wussten, dass sich in einer so
isolierten Umgebung alte Songs und Stile länger hielten als in der
Außenwelt. In Leadbelly hatten Vater und Sohn Lomax eine wandelnde
Enzyklopädie schwarzer Volksmusik gefunden. (Es ist übrigens
merkwürdig, dass Leadbelly niemals die Chance wahrnahm, bereits in
den späten 20er Jahren kommerziell Platten einzuspielen (hätte er
dies getan, wären sein
Leben und seine musikalische Karriere
sicher ganz anders verlaufen).
ENTDECKUNG IM KNAST
grey goose
take this hammer
John Lomax erkannte sogleich Leadbellys
außergewöhnliches Talent und hatte zunächst die Absicht, ihn aus
dem Gefängnis zu holen, schien dann jedoch angesichts der
Verurteilung seines Schützlings wegen Mordes kalte Füße bekommen
zu haben. Im Juli 1934 statteten Vater und Sohn Lomax dem Gefängnis
einen weiteren Besuch ab. Leadbelly hatte einen zweiten
“Entlassungssong”
komponiert - diesmal für Gouverneur
O.K. Allen - und wollte ihn den Lomaxes mitgeben,
aber das war gar nicht nötig. Im
August wurde er ohnehin vorzeitig entlassen. Der nun wieder auf
freien Fuß gesetzte Leadbelly zog dann mit der I8 Jahre jüngeren
Martha Promise zusammen. Er brauchte Arbeit und fragte John Lomax, ob
er ihn nicht als Chauffeur und allgemeine Hilfskraft einstellen
wollte. Da Alan Lomax krank war und sein Vater (John) tatsächlich
Hilfe brauchte, stimmte er zu. Das ungleiche Paar begab sich auf eine
weitere “Song-Exkursion” durch die Gefäng-nisse des Südens.
Leadbelly erwies sich dabei als sehr nützlich, da er den Insassen
demonstrieren konnte, an welcher Art Musik Lomax interessiert war.
Außerdem lernte er selbst viele neue Songs bei dieser Gelegenheit,
darunter “Rock Island Line”.
UNGLEICHE PARTNER
John Lomax erkannte, dass man mit
Leadbellys Talent Geld verdienen konnte, und er vermarktete ihn mit
einigem Erfolg. Der Vertrag fiel jedoch nicht gerade zugunsten des
Sängers aus: Er bekam nur ein Drittel der Einkünfte, und Unkosten
wurden ihm davon noch abgezogen.
Die erfolgreiche Vermarktung Leadbellys
war vor allem einer sensationslüsternen Presse zu verdanken, die des
langen und breiten über seine kriminelle Vergangenheit berichtete.
Leadbelly erschien außerdem in der Wochenschau The March of Time,
und auch dieser Auftritt bestärkte sein Image als gewalttätiger
Mörder und Raufbold.
Die Lomaxes leiteten nichtsdestotrotz
umfangreiche Leadbelly-Aufnahmen in die Wege.
Sein beträchtliches Repertoire sollte
auf Platte gebannt werden - Blues, Gospel, Worksongs, Balladen,
Cowboy-Songs, anzügliche Schlager und auch Pop-Songs (die Leadbelly
gefielen, den Lomaxes aber nicht).
Auf diese Weise kamen Leadbellys erste
kommerzielle Aufnahmen (für ARC) zustande. Nur drei Platten
erschienen, und diese verkauften sich schlecht. Man hörte darauf den
schneidenden Sound der Slide-Guitar, Volltönende Bässe und sogar
geschickt eingesetzte Obertöne, die ein Klavier imitieren sollten.
Das Gesamtergebnis war zwar beeindruckend, aber das zeitgenössische
schwarze Publikum fand die Musik zu altmodisch.
LINKER LEADBELLY
Im Januar 1935 verließ Martha Promise
die Stadt Shreveport und fuhr nach New York, um Leadbelly zu
heiraten. Die Ehe verlief zwar zeitweise ziemlich stürmisch, hielt
aber bis zu Leadbellys Tod. Die Partnerschaft mit John Lomax war
weniger glücklich. Leadbelly stritt sich häufig mit ihm, meistens
um Geld oder um Tournee-Termine. Lomax misstraute Leadbellys
gewalttätiger Natur. Es gefiel ihm auch nicht, dass sein Schützling
sich sogleich in die schwarzen Wohnviertel aufmachte, wenn sie
irgendwo ankamen.
Lomax beschloss schließlich, das
Arbeitsverhältnis zu beenden und setzte Leadbelly und Martha in den
Bus nach Shreveport. Er selbst arbeitete an seinem Buch Negro Folk
Songs as Sung by Leadbelly weiter. Nach kurzer Zeit befanden sich
seine Schützlinge jedoch wieder in New York, da Leadbelly seine
Musiker-Karriere nun ernsthaft verfolgen wollte. Er trat im Apollo -
einer Hochburg schwarzer Musik - auf und wurde von der Presse
verrissen. Dies bestärkte ihn in
der Meinung, dass er bei einem weißen
Publikum mehr Erfolg haben würde. '
Lomax' Buch war erschienen. Leadbelly
fand zwar, dass seine kriminelle Vergangenheit wieder einmal zu sehr
betont wurde, aber das Buch war trotzdem gute Publicity. und, wie
Alan Lomax bemerkte, es war “traurig, aber wahr, dass ein weißes
Publikum Leadbelly ohne seine “interessante' Vergangenheit
belanglos gefunden hätte."
Durch die Volkskundlerin Mary Elizabeth
Barnicle traf Leadbelly mit linksgerichteten Interpreten urbaner Folk
Music (z.B. Woody Guthrie, Josh White, Pete Seeger, Aunt Molly
Jackson und Burl Ives) und deren weißem Publikum zusammen. Dieses
beeindruckte er mit seinem Improvisations-talent, d.h. ihm fiel es
leicht, neue, aufs jeweilige Publikum angepasste Songs praktisch aus
dem Ärmel zu schütteln (wie er es im Fall seines Lieds für
Gouverneur Pat Neff bewiesen hatte). Und
“Protestsongs” - wie sie später
einmal heißen würden - stellten überhaupt kein Problem für ihn
dar.
Er selbst sympathisierte durchaus mit
der progressiven Einstellung seines neuen Publikums. Er war zwar
nicht militant, aber es schmeichelte ihm natürlich, dass
intelligente Leute seine Musik mochten und ihn als ihresgleichen
behandelten. Er hatte echtes Interesse an der Bürgerrechtsbewegung
und
schrieb leidenschaftliche Protestsongs
gegen den Rassismus, den er selbst in Washington und anderswo
erfahren hatte.
KOMMERZIELLER ERFOLG
Zwischen 1935 und 1939 machte Leadbelly
keinerlei kommerzielle Aufnahmen, aber dann arrangierte Alan Lomax
für ihn einige Sessions mit dem kleinen, liberal eingestellten Label
Musicraft. Leadbelly benötigte das Geld, das er für die Sessions
bekam, dringend, denn er wartete wieder einmal auf einen Prozess: Bei
einer Streiterei hatte er einen Mann mit einem Messer angegriffen.
Zum Glück hatte er Gelegenheit, sich
noch vor seinem Prozess ostentativ auf die Seite des Gesetzes zu
stellen: Bei einem Überfall auf einen kleinen Laden hielt er den
Räuber fest, bis die Polizei eintraf. Als Folge davon erhielt er nur
acht Monate für die Messerstecherei - für den 51 jährigen trotzdem
eine lange Zeit.
Danach geriet er nicht mehr auf die
schiefe Bahn. Er wurde sogar eine Art Musterbürger, der seine
Termine stets pünktlich einhielt und immer tadellos angezogen war.
Der Musiker Brownie McGhee, der ein Jahr bei den Ledbetters in New
York wohnte, zog schließlich aus, weil ihm Leadbelly mit seiner
ständigen Nörgelei, er möge sich doch besser anziehen, auf die
Nerven ging.
In seinen letzten Lebensjahren machte
Leadbelly mehrere Plattenaufnahmen, darunter verschiedene Sessions
für Victor und Capitol sowie eine ausgedehnte Serie für die
verschiedenen Labels von Moses Asch. 1948 nahm Fred Ramsey Leadbelly
in seinem Apartment auf. Ramsey besaß ein modernes Tonbandgerät,
das es Leadbelly ermöglichte, seine Songs in die gewünschte Länge
zu ziehen.
Er trat auch im Rundfunk auf, und 1944
zog er sogar kurzzeitig nach Hollywood, um ins Filmgeschäft
einzusteigen. Seine Konzerte waren immer besser besucht, und im Mai
1949
wurde er nach Paris eingeladen. Dort
hatte er zwar nicht so viele Zuhörer, aber schließlich
leistete er Pionierarbeit in Europa. In
Frankreich wurde festgestellt, dass Leadbelly unter Muskelschwund
litt, einer Krankheit, für die es keine Heilung gab (und gibt).
Sein Zustand verschlechterte sich
zusehends. Leadbelly starb am 6. Dezember 1949 in
New York. Im Juli 1950 erzielte Pete
Seegers Gruppe The Weavers einen großen Hit mit
Leadbellys “Erkennungsmelodie”:
“Goodnight, Irene“. Der Durchbruch, auf den Lead-
belly seit den 30er Jahren sehnsüchtig
gehofft hatte, kam leider für ihn selbst zu spät.
Später führte Lonnie Donegan mit dem
Leadbelly-Titel “Rock Island Line” die Skiffle-
Bewegung an. Die Beach Boys brachten
ihre Version - eine von über 100 - von “Cotton-
fields” heraus. Und Brian Wilson und
Bob Dylan zollten ihrem Idol auf der LP Folkways:
A Vision Shared - A Tribute to Woody
Guthrie and Leadbelly (Columbia, 1988) Tribut.
1992 erschien endlich eine gut
recherchierte, ernst zu nehmende Biographie: The Life
and Legend of Leadbelly. Der Autor
versuchte sein Bestes, Leben und Legende auseinander-
zuhalten, aber letztendlich gibt es
keine Legende ohne ein außergewöhnliches Leben
oder Werk. Und Leadbellys Leben und
seine Musik sind zu Recht legendär.
Aus BLUES Collection Nr. 26
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