Robert Johnson
Robert Lee Johnson (* 8. Mai 1911 in Hazlehurst, Mississippi; † 16. August 1938 in Greenwood, Mississippi) gilt als einer der bekanntesten Gitarristen, Sänger und Songwriter in der Geschichte des Blues. Er wird als King of the Delta Blues bezeichnet, in Anspielung auf das Mississippi-Delta.
Robert Johnson wurde als unehelicher Sohn von Julia Ann Dodds,
geborene Majors, und ihrem Geliebten Noah Johnson in Hazlehurst als Robert Leroy Dodds
geboren. Er hatte insgesamt elf ältere Halbgeschwister
mütterlicherseits, darunter ein Zwillingspaar, das bereits bei der
Geburt gestorben war. Seine Großeltern waren noch als Sklaven geboren
worden.Seine Mutter war eigentlich mit Charles Dodds verheiratet, der jedoch vor Roberts Geburt in einem Kampf einen Weißen verletzt hatte und vor einem Lynchmob nach Memphis fliehen musste, wo er seinen Nachnamen von Dodds in Spencer änderte. Um 1914 zog Roberts Mutter dann gemeinsam mit ihrem Sohn nach Memphis zu ihrem Ehemann nach, wo sie dessen neuen Namen annahmen. Einige Jahre später verließ sie ihren Mann, ließ Robert aber bei ihm. Robert hatte kein allzu gutes Verhältnis zu seinem Stiefvater, der ihn häufig schlug. Ungefähr 1918 schickte Dodds/Spencer ihn dann wieder zu seiner Mutter, die zwischenzeitlich Willie „Dusty“ Willis geheiratet hatte. Nachdem seine Mutter ihm als Teenager erklärte, wer sein leiblicher Vater war, änderte Robert den von ihm bisher getragenen Nachnamen Spencer in Johnson.
Gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Stiefvater zog Robert 1918 nach Robinsonville, etwa 30 Kilometer von Memphis entfernt, wo er dann bis 1927 auch zur Schule ging. Dort besuchte er von 1924 bis 1927 die Indian Creek School in Commerce. Die Schule brach er allerdings vorzeitig ab.
Man nimmt an, dass sein Schulabbruch mit einem Augenleiden zusammenhing; vermutlich hatte er im linken Auge einen grauen Star. Seine Halbschwester Carrie berichtet, sie habe ihm eine Brille gekauft, die er aber selten getragen habe. Nach seiner Schulzeit war Johnson dann zunächst als Plantagenarbeiter tätig.
Robert Johnson spielte bereits seit seiner Kindheit Mundharmonika. Als Teenager erwarb er seine erste Gitarre und baute sich zusätzlich einen Ständer für die Mundharmonika, um beide Instrumente gleichzeitig spielen zu können. Eines der ersten Stücke, das er auf der Gitarre erlernte, war Leroy Carrs How Long – How Long Blues.
1928 lernte Robert Johnson in Robinsonville den damals im Mississippi-Delta bekannten Bluesmusiker Willie Brown kennen, der zu dieser Zeit Sideman von Charley Patton war, dem „Vater des Delta-Blues“. Brown wurde Johnsons erster Gitarrenlehrer, und gelegentlich folgte Johnson Patton und Brown zu Auftritten, bei denen er durch Beobachtung sein Spiel zu verbessern suchte.
Im Februar 1929 heiratete Johnson Virginia Travis, die jedoch bereits am 19. April 1930 im Kindbett zusammen mit dem Kind starb. 1929 war auch der Bluesmusiker Son House in Robinsonville eingetroffen und spielte bald häufig mit Patton und Brown. Houses schlichter, aber intensiver Stil beeindruckte Johnson stark, der jedoch keinen Anschluss an das Trio fand; überliefert ist eine Äußerung von Son House, nach der Johnson ein schlechter Gitarrist gewesen sei, aber ein passabler Bluesharp-Spieler. Häufig war Johnson jedoch nur Zielscheibe des Spotts der drei. Zu dieser Zeit spielte Johnson gemeinsam mit Frank House (dem Bruder von Son House) und dem Pianisten Punk Taylor sowie mit Wash Hemp und Willie Moore. 1931 verließ er Robinsonville.
Er ging nach Hazlehurst auf die Suche nach seinem Vater und lernte auf dieser Reise neben seiner zweiten Ehefrau Caletta „Callie“ Craft, die er noch 1931 heiratete, auch den Bluesmusiker Ike Zinnermann kennen, der ein exzellenter Gitarrist war und ihn während des gemeinsamen Wanderjahres unterrichtete. 1932 kehrte Johnson zurück nach Robinsonville und überraschte mit der exzellenten Gitarrentechnik, für die er später berühmt werden sollte.
Da Robert Johnsons Gitarrenspiel sich innerhalb kurzer Zeit so stark verbessert hatte, erzählte man sich, er habe seine Seele an den Teufel verkauft und sei von diesem im Gegenzug in die Geheimnisse des Gitarrenspiels eingewiesen worden. Diese Aussage geht zurück auf eine Äußerung von Son House, der damit die ursprünglich Tommy Johnson zugeschriebene Legende auf seinen Namensvetter übertrug. Robert Johnson sollte diese Legende bereitwillig adaptieren und zu einer seiner zentralen Metaphern ausbauen.
Im Laufe der folgenden Jahre wurde Robert Johnson zu einem gefragten Musiker für samstagabendliche Veranstaltungen in Mississippi.
1934 kam Robert Johnson auf seinen mittlerweile vagabundenhaften Wanderschaften in die Stadt Helena in Arkansas und traf dort auf eine Reihe damals schon bekannter Bluesmusiker. Mit seinem Gitarrenspiel beeindruckte er hier die Musiker Sonny Boy Williamson II., Robert Nighthawk, Howlin’ Wolf sowie Memphis Slim. 1936 kam es dann zu den ersten Aufnahmen für die American Record Company. Seine erste Veröffentlichung, der Terraplane Blues, verkaufte sich einigermaßen gut (etwa 500 Stück), so dass Johnson 1937 in einer zweiten Aufnahmesitzung weitere Lieder einspielen konnte. Allen weiteren Veröffentlichungen war jedoch kein kommerzieller Erfolg beschieden; teilweise wurden nur zweistellige Verkaufszahlen erzielt. Insgesamt nahm Robert Johnson in seinen beiden Sessions 29 Songs in 41 Takes auf.
Im August 1938 starb Johnson im Alter von 27 Jahren an den Spätfolgen einer Syphilis connata. Die vielfach kolportierte und auf Sonny Boy Williamson II. zurückgehende Geschichte, er sei von einem eifersüchtigen Ehemann vergiftet worden, wurde 1998 anhand der Todesurkunde widerlegt. Begraben wurde Robert Johnson wahrscheinlich auf einem kleinen Friedhof in dem Ort Three Forks; die genaue Grabstätte ist jedoch unbekannt. Außerdem wird er gelegentlich dem Klub 27 genannten Kreis bekannter Musiker, die mit 27 Jahren starben, zugerechnet. In Morgan City (Mississippi) findet sich ein Gedenkstein an Robert Johnson mit der folgenden Aufschrift:
The Complete Collection [Doppel-CD] Robert Johnson | Format: Audio CD
Sweet Home Chicago
Der dunkle König
Robert Johnson gilt als Urgenie und Gründervater des
Blues. Aber war er das wirklich? Eine neue Studie kommt zu
überraschenden Ergebnissen.
Ein schöner Tod kann es nicht gewesen sein, der Robert Johnson am 16.
August des Jahres 1938 ereilte, egal, ob er nun erschossen,
erstochen oder, die wahrscheinlichste Variante, von einem
eifersüchtigen Ehemann vergiftet wurde. Es heißt, er sei in seinen
letzten Stunden auf dem Boden herumgekrochen und habe gebellt wie ein
Hund, doch das sind Geschichten, die erst später ausgegraben
wurden. Die schlichte Notiz »Syphilis« auf der Sterbeurkunde
spricht dafür, dass die Zeitgenossen nicht viel Aufhebens um den Vorfall
machten: Ein durchreisender Gitarrenspieler weniger, wen kümmern
da die Details?Hätte damals einer seinen Aufstieg zum modernen Klassiker vorausgesagt, er wäre verlacht worden, doch genau das ist Robert Johnson spätestens seit den Sechzigern: eine kanonische, von Mythen umrankte Figur. Johnson ist das Genie aus dem Urschlamm, der Prototyp, die letzte Station, bevor die Spur sich gen Afrika verliert. Kein Vertreter jener Musik, die unter dem Namen Blues in die Plattenläden vordringen und wenige Jahre später als Rock’n’Roll die Welt erobern sollte, hat die Fantasien auf eine vergleichbare Weise erhitzt wie dieser sprichwörtliche Niemand aus dem amerikanischen Süden. Es mag Bluesmänner geben, die erfolgreicher und, was das Meistern kritischer Situationen im Leben anbelangt, mit einer glücklicheren Hand gesegnet waren, Johnson jedoch ist der Gründervater.
Ganze Generationen von Verehrern sind vor dem heimischen Phonographen niedergekniet, um aus seinem schellackknisternden, nicht viel mehr als zwei Dutzend Songs umfassenden Œuvre die reine Lehre des Blues entgegenzunehmen. Wenn sie Keith Richards hießen, haben sie seine Gitarren-Licks kopiert, und wenn sie sich Bob Dylan nannten, seine unstete Lebensweise, doch allesamt waren sie Gläubige. Als Zeugen Roberts sorgten sie dafür, dass der Ruf des dunklen Königs aus den Sümpfen des Mississippideltas weit über die inneren Zirkel hinaus ertönte, Allgemeingut und schließlich Folklore wurde – mit dem Ergebnis, dass Johnson heute als archaisches Pendant zu Mozart, Kafka oder Keats gilt, ein Frühvollendeter, ein Genie, das, so die hartnäckigste aller Legenden, seine Künste einem Pakt mit dem Teufel verdankt. Alles Unsinn, sagt Elijah Wald.
Elijah Wald, selbst erklärter Jünger, ist den weiten Weg des Blues in umgekehrter Richtung gegangen. Für seine 400 Seiten starke Recherche Vom Mississippi zum Mainstream hat er sich an den Ursprungsort des Geschehens zurückbegeben. Es ist eine Reise in gleich doppelter Hinsicht, auf die er uns mitnimmt: Zum einen führt sie noch einmal ins Delta, jene erotisch konnotierte Urlandschaft, die von Geistern bewohnt zu sein scheint und in deren endlosen Weiten bis heute letzte Zeitzeugen überlebt haben. Wald sucht sie auf und nimmt ihnen die eine oder andere überraschende Beichte ab. Die Reise führt aber auch ins Herz der Fiktionen. Wald durchstreift Archive, blättert in Statistiken, er bläst den symbolischen Staub von Hunderten alter Bluesplatten, um, teils contre cœur, immer wieder zum selben Befund zu gelangen: Der Robert Johnson der Überlieferung hat wenig mit der historischen Person Robert Johnson zu tun. Er ist eine Erfindung weißer Hörer.
weiterlesen: http://www.zeit.de/2012/20/L-SM-Johnson
Me and the Devil Blues
Die
auf ein paar improvisierten Sessions vor über 50 Jahren
eingespielten 29 Songs von Robert Johnson haben die populäre Musik
unserer Zeit mitgeprägt. Sein musikalisches Vermächtnis
ermöglicht nicht nur einen unvergleichlichen Einblick in das
Alltagsleben der schwarzen Bevölkerung im amerikanischen
Bundesstaat Mississippi der 30er Jahre, sondern ist darüber hinaus
auch heute noch zahllosen Blues- und Rockmusikern eine nie versiegende
Quelle der Inspiration.
An einem Samstagabend im Sommer 1938 spielte Robert Johnson in einem sogenannten "Juke-Joint", einem ländlichen Tanzschuppen, in Three Forks bei Greenwood in Mississippi. Er hatte die Angewohnheit, seine Songs immer an eine ganz bestimmte Frau im Publikum zu richten - an eine, der er sich bereits verbunden fühlte, oder an eine, die er näher kennenlernen wollte. Diesmal wandte er sich an ein Mädchen, mit dem er seit ein paar Wochen ein Techtelmechtel hatte. Vielleicht war ihm nicht bekannt, daß ihr Ehemann davon wußte, vielleicht war es ihm auch einfach egal. Johnson war schon etliche Male in einer solchen Lage gewesen und wußte, wie er sich dabei am besten aus der Affäre ziehen konnte.
Aber diesmal kam alles anders: Der betrogene Ehemann war der Besitzer des "Juke-Joint", also sein Arbeitgeber. Johnson erwartete für seinen Auftritt wahrscheinlich keine Bezahlung, weil er, wie viele "Bluesmen", nur für ein Essen und freie Getränke spielte.
An einem Samstagabend im Sommer 1938 spielte Robert Johnson in einem sogenannten "Juke-Joint", einem ländlichen Tanzschuppen, in Three Forks bei Greenwood in Mississippi. Er hatte die Angewohnheit, seine Songs immer an eine ganz bestimmte Frau im Publikum zu richten - an eine, der er sich bereits verbunden fühlte, oder an eine, die er näher kennenlernen wollte. Diesmal wandte er sich an ein Mädchen, mit dem er seit ein paar Wochen ein Techtelmechtel hatte. Vielleicht war ihm nicht bekannt, daß ihr Ehemann davon wußte, vielleicht war es ihm auch einfach egal. Johnson war schon etliche Male in einer solchen Lage gewesen und wußte, wie er sich dabei am besten aus der Affäre ziehen konnte.
Aber diesmal kam alles anders: Der betrogene Ehemann war der Besitzer des "Juke-Joint", also sein Arbeitgeber. Johnson erwartete für seinen Auftritt wahrscheinlich keine Bezahlung, weil er, wie viele "Bluesmen", nur für ein Essen und freie Getränke spielte.
weiterlesen: http://www.bluesroots.net/b-johnson.htm
Als er einige Jahre später nach Robinsonville zurückkehrte und ein Konzert spielte, waren die anderen Bluesmusiker der Stadt schwer verblüfft. Robert Johnson spielte so schnell und gewandt wie kaum ein anderer. Er hatte sich eine Technik zu eigen gemacht, die sein Gitarrenspiel so klingen ließ, als würde er sich gleichzeitig auf dem Bass begleiten. Damals entstand die Legende, die seit jeher untrennbar mit dem Musiker verbunden ist. Robert Johnson soll soviel daran gelegen haben, ein beeindruckender Blues-Gitarrist zu werden, dass er einen Pakt mit dem Teufel schloss. Angeblich traffen Johnson und der Teufel an einer Wegkreuzung in der Nähe der Dockery-Plantage in Mississippi aufeinander. Dort stimmte der Leibhaftige Johnsons Gitarre und nahm dafür seine Seele entgegen.
Vielleicht war dies auch eine Geschichte, die Neider verbreitet haben. Andere Zeitzeugen sagten, dass Johnson auf seiner Wanderschaft einen Lehrmeister namens Ike Zinneman traf. Da von diesem Musiker kaum etwas überliefert ist, halten sich die Gerüchte über den teuflischen Pakt hartnäckig. Robert Johnson wurde in jedem Fall zu einem der bedeutendsten Bluesmusiker aller Zeiten. Sie nannten ihn den „King of the Delta Blues Singers“. Zu seinen Lebzeiten nahm Johnson einige Lieder in San Antonio und Dallas in Texas auf. Seinen Unterhalt verdiente er sich allerdings dadurch, dass er unentwegt an unterschiedlichen Orten auftrat. Von den Aufnahmen erschienen in den 60ern und 70ern zwei Compilations, welche gute 60 Jahre nach Johnsons Tod als Box-Set neuaufgelegt wurden. Dieses verkaufte sich über eine Million mal – mehr als jede Bluesplatte zuvor.
Ramblin´on my mind
Der Einfluss von Robert Johnson auf die Rockmusik
1968. Cream spielen mehrere Konzerte im Fillmore West in San Francisco. Einer der Höhepunkte ist der Song Crossroads, der Eric Clapton's Ruf als Gitarrengott festigt.
1969. Led Zeppelin nehmen ihr bahnbrechendes Album "Led Zeppelin II" auf, aus dem ein Blues-Rock Hammer hervorsticht: "The Lemon Song", während in London's Olympia Studios für die Rolling Stones die Studer-Bandmaschinen einen Leckerbissen von Song aufnehmen: "Love in Vain"
Was haben diese Ereignisse gemeinsam? Alle interpretieren bzw. "verarbeiten" (Led Zeppelin) Material vom sagenumwobenen Bottleneck-Gitarristen Robert Johnson, der in den 30er Jahren im Mississippi-Delta seine Kunst zelebrierte.
1969. Led Zeppelin nehmen ihr bahnbrechendes Album "Led Zeppelin II" auf, aus dem ein Blues-Rock Hammer hervorsticht: "The Lemon Song", während in London's Olympia Studios für die Rolling Stones die Studer-Bandmaschinen einen Leckerbissen von Song aufnehmen: "Love in Vain"
Was haben diese Ereignisse gemeinsam? Alle interpretieren bzw. "verarbeiten" (Led Zeppelin) Material vom sagenumwobenen Bottleneck-Gitarristen Robert Johnson, der in den 30er Jahren im Mississippi-Delta seine Kunst zelebrierte.
Die Schar der Musiker, die Songs von Johnson
aufnahmen und noch aufnehmen und/oder von seiner Spielweise beeinflusst
sind ist schier unübersehbar, es scheint fast, dass Robert Johnson's
Songs des Öfteren dazu beigetragen haben, so manche Sinnkrise der
Rockmusik zu entwirren, indem man sich wieder einem der Ursprünge
zukehrte und als "erste Adresse" wird gerade in Musikerkreisen immer der
Name Robert Johnson zuerst genannt.
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