Samstag, 6. Juli 2013

Memphis Slim


Memphis Slim


Heute möchte ich eine Legende vorstellen. Memphis Slim ist die einzige schwarze Blueslegende, die ich damals in der DDR live gesehen habe. Am 25.054.1978 war er zusammen mit Stefan Diestelmann im Palast der Republik und ich war drin. Der Palast ist inzwischen abgerissen, Stefan und John Len Chatman sind gestorben, aber die Musik lebt weiter.

I am the Blues

Memphis Slim | Format: Audio CD




Als John Len Chatman geboren, spielte Memphis Slim seine ersten Plattenaufnahmen am 2. August 1940 für das Okeh-Label unter dem Namen Peter Chatman (& His Washboard Band) ein. Bereits die Ergebnisse seiner zweiten Plattensession (am 30. Oktober 1940 für das Label Bluebird) wurden unter seinem lebenslang beibehaltenen Künstlernamen Memphis Slim veröffentlicht.
Das musikalische Vorbild des jungen Musikers war sein Vater, ein Gitarren- und Klavierspieler, von dem er bereits im Alter von sieben oder acht Jahren das Klavierspielen lernte.
Ende der 1930er Jahre ging Memphis Slim nach Chicago. Dort begleitete er Big Bill Broonzy, Sonny Boy Williamson II. und Washboard Sam. 1940 nahm er erste eigene Platten auf. Unter dem Titel Nobody Loves Me (B-Seite von Angel Child) nahm er eine Version vom Bluesklassiker Everyday I Have the Blues am 10. Oktober 1947 zusammen mit seinen The House Rockers auf. Sie erschien erstmals im Oktober 1949 bei dem kurzlebigen Label Miracle Records (# 145). Die A-Seite erreichte Rang sechs der Rhythm & Blues-Hitparade, die B-Seite wurde als seine Komposition ausgegeben, stammte in Wirklichkeit jedoch aus der Feder von Aaron Sparks.
In den nächsten Jahren wurde er nicht nur in den USA populär. Als einer der ersten Bluesmusiker unternahm Memphis Slim ausgedehnte Welttourneen. Zusammen mit Willie Dixon trat er in Israel auf und mit Muddy Waters in der New Yorker Carnegie Hall (1959, CD: Chicago Blues Masters, Vol.1, Capitol Records). In den 50ern entstanden auch einige Singles für das Label United.
Nach einer Europatour 1962 mit dem American Folk Blues Festival entschloss sich Memphis Slim nach Frankreich zu ziehen. Dort lebte er bis zu seinem Tod 1988.
Begraben liegt der Musiker im Galilee Memorial Gardens Cemetery, 8283 Ellis Road, Memphis, Tennessee.
1989 wurde Memphis Slim in die Blues Hall of Fame aufgenommen.



Memphis Slim, 72. Er fuhr einen Rolls-Royce, lebte in einem luxuriösen Appartement im 15. Arrondissement und ließ sich gerne im getigerten Blazer ablichten. Doch der dunkelhäutige Amerikaner in Paris hatte nicht abgehoben, seit sich Anfang der sechziger Jahre der große, dauerhafte Erfolg einstellte. Zu stark hatten den Bluessänger und Pianisten die erfolglosen Zeiten "on the road" geprägt; zu genau hatte er erfahren, was es hieß, vor einem halben Jahrhundert in den USA als Schwarzer schwarze Musik zu machen. Zwar konnte der freundliche Hüne 1940 einen Blues-Evergreen mit "Beer Drinking Woman" landen, doch erst der Schritt über den Atlantik ließ ihn in Europa zum Mittelpunkt der großen Jazz-Gemeinde werden. In den verräucherten Kellern von Saint-Germain in Paris fand der als Peter Chatman in Memphis geborene Musiker seine zweite Heimat, begeisterte das akademische Jungvolk mit seinen boogieverwandten Tastenklängen und schuf "Every Day I Have The Blues", einen Klassiker, den Count Basie in sein Programm aufnahm. Bei seinen gelegentlichen Gastspielreisen in die USA, die von der "New York Times" als die "wichtigsten Jazz- und Blues-Ereignisse" gefeiert wurden, zeigte sich, daß er zu einem der großen alten Männer des Jazz geworden war. Memphis Slim starb am vorvergangenen Mittwoch in Paris.


Der am 3.9.1915 in Memphis geborene und am 24.2.1988 in Paris verstorbene Pianist John 'Peter' Chatman ist auf seinem Instrument sicher einer der großartigsten Blueskünstler gewesen. In den Dreißigern begann seine Karriere als Schallplattenkünstler in Chicago, als er seinerzeit für 'OKeh' aufnahm. Viele andere Plattenfirmen folgten, unter anderem auch 'Chess Records'. Eine Europatournee Anfang der Sechziger bewegte den Künstler, seine Zelte schließlich dauerhaft in Europa aufzuschlagen, und bis zu seinem Tode lebte er in Paris.
Einer seiner bekanntesten Songs wurde "Mother Earth", erstmalig 1950 aufgenommen und später gab es noch mehr Versionen, eine der Coverversionen war die von Eric Burdon auf "Declares War".
Hier nun, auf dem Höhepunkt der europäischen Blues-Hochzeit, entstanden nun Aufnahmen, die seinerzeit sehr untergingen. Ich kann mich an einen größeren publikumswirksamen Erfolg erst wieder erinnern, als 1971 das Album "Blue Memphis" erschien, jene Zusammenarbeit mit einigen britischen Musikern wie Chris Spedding, John Paul Jones, Duster Bennett und natürlich Peter Green! So sind die vorliegenden Aufnahmen mehr solide denn spektakulär und die bestens besetzte Band, die vor Profis strotzte, auch mit Leuten aus dem Jazzbereich, hat eindeutig mehr als reine Begleitfunktion für den Pianisten.
Das ist typischer End-Sechziger Blues - das für mich stets dominierende 'elastische' Rhythmuselement der Fünfziger, meines liebsten Bluesjahrzehnts, gibt es hier nicht mehr. Der Rhythmus kommt eher 'trocken' und manchmal mit Groove, das früher dominierende Piano ist Orgelklängen gewichen, und der eigentliche Pianist Chatman ist auf dem ersten Stück gar nicht erst zu hören. Dafür ein feines Gitarrensolo eines Nicht-Bluesers, denn Souljazzgitarrist Billy Butler präsentiert ein lockeres 'R'n'B-Feeling' und dieses wird auf dem zweiten Track durch den Saxofonisten Eddie Chamblee, ebenfalls ein angestammter Jazz- und R'n'B-Musiker noch verstärkt, bis sich Memphis Slim auf "Forty Years Or More" endlich durchsetzt und seinen typischen Stil erkennen lässt. Er ist nun endlich am Piano, und er kann seine sehr ausdrucksstarke Stimme auf dem eher sparsam arrangierten Stück voll zur Geltung bringen. Butler bringt auch wieder ein feines Solo, so mag ich den Peter am liebsten. Nebenbei bemerkt, waren mir seine Solo- oder Duoaufnahmen (man erinnere sich an brillante Titel mit dem Drummer Michel Denis) stets die liebsten, gerade, weil sie am ausdrucksstärksten waren. Unabhängig davon merkt man eindeutig die Professionalität, mit der die Band auf diesen Aufnahmen agiert.
Bis zur sechsten Nummer musste ich warten, bis Mr. Chatman endlich so auftritt, wie ich ihn am meisten mag: als rollenden und flexiblen Boogiepianisten. "Easy's Blues" bietet neben diesen herrlichen Pianoklängen mit der energisch-rhythmischen Linken und der flinken Rechten noch den Saxofonisten und den Gitarristen als Solisten.
Bekannte Muster von alten Titeln werden mit diesen Musikern aufgefrischt, man muss sich einfach davon lösen, die Songs, wie man sie kennt, hören zu wollen, und sie einfach so genießen, wie sie kommen. Nur manchmal passen Begleitung und Leader nicht perfekt zusammen, manchmal scheinen zwei Parts gegeneinander zu agieren. Beispielsweise fällt mir das bei "A Long Time Baby" stark auf. Die Band begibt sich schon in Richtung Jazz, während Slim noch am Blues haften bleibt.
Besser gelungen dann wieder auf "Strollin' Thru The Park", wo Memphis' einfühlsamer Gesang ebenso einfühlsam von der Band unterstützt wird. Man wird Zeuge der imaginären Szene eines Menschen, der durch den Park flaniert … gut gemacht, die Herren!
Durch die Bandmitglieder, die ja weitestgehend keine Blueser sind, wird das starre Bluesschema meistens vorbildlich erweitert und gewinnt dadurch. "Sassy Mae", das ist eines der Stücke, wie es wohl untypischer für Memphis Slim nicht sein kann, das ist ein groovender Fast-Soul-Titel, erstaunlich.
Zusammenfassend gesprochen, sind das Aufnahmen in der Diskografie des Künstlers, die sicher eine Besonderheit darstellen. Schade, dass es so lieblos dargestellt worden ist, denn schön wäre es gewesen, wenn angesichts dieser Neuveröffentlichung mit etwas mehr Sorgfalt vorgegangen worden wäre.





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