Sonntag, 7. Juli 2013

Stephan Diestelmann

Stephan Diestelmann

CD-Tip

Folk Blues Best
StefanDiestelmann | Format: Audio CD






seine erste Platte, venyl von Amiga

macht doch was her, oder?



Stefan Diestelmann (* 29. Januar 1949 in München; † 27. März 2007[1] in Tutzing) war ein Sänger, Gitarrist, Mundharmonikaspieler, Textautor, Komponist und Filmproduzent. Von 1961 bis
1984 lebte er in der DDR. Seine jahrelange praktische Erfahrung, die intensive Beschäftigung mit den Ausdrucksformen im Blues und Jazz und die gemeinsamen Auftritte mit Bluesmusikern wie Louisiana Red, Memphis Slim, Alexis Korner und Phil Wiggins machten ihn zu einem versierten Bluesmusiker.
Stefan Diestelmann kam 1949 als Sohn des Schauspielerehepaares Hildegard und Jochen Diestelmann zur Welt. Er beschäftigte sich schon frühzeitig mit dem Blues und brachte sich seine Fähigkeiten autodidaktisch bei. 1961 siedelte er auf Wunsch der Eltern, die beide für die DEFA arbeiteten, zusammen mit ihnen in die DDR um.[2] Als Zwölfjähriger erhielt er von seinen Eltern die erste Gitarre geschenkt und begann zu spielen, sammelte Schallplatten und studierte Literatur über das Leben und Wirken afroamerikanischer Bluesinterpreten. Seine ersten Auftritte hatte Stefan Diestelmann bei den Teddys. Danach spielte er in verschiedenen Amateurbands, bis ihn 1975 Axel Stammberger in dessen Band Vai hu holte. Seiner Neigung zu authentischem, urwüchsigem Blues konnte er jedoch bei Stammberger nicht entsprechen. So gründete er im Mai 1977, nach einem kurzen Zwischenspiel bei der Bluesband Engerling, seine eigene Band. Zur Gründungsbesetzung der Stefan Diestelmann Folk Blues Band gehörten:

Stefan Diestelmann (Gitarre, Gesang, Mundharmonika)


Rüdiger Phillipp (Bass)

Bernd Kleinow (Mundharmonika).

Dietrich Petzold hatte sein Handwerk bei Klaus Lenz und Uschi Brüning erlernt, bevor er mit Diestelmann zusammen spielte. Rüdiger Phillipp kam ebenfalls von Uschi Brüning zunächst zu Vai hu. Obwohl sich die Stefan Diestelmann Folk Blues Band durch ihre betonte Anlehnung an die afroamerikanischen Bluesmusiker (T-Bone Walker, Muddy Waters, B. B. King) und stilistisch (zum Beispiel durch den Verzicht auf ein Schlagzeug) deutlich von anderen Bands wie Engerling, Monokel oder Freygang unterschied, fand sie in der Blueserszene der DDR großen Anklang. Die Nähe zum Publikum und seine Texte brachten Stefan Diestelmann zunehmend den Unmut der DDR-Staatsmacht ein und führte in einigen DDR-Bezirken zu Auftrittsverboten. Bereits am 5. März 1967 war Stefan Diestelmann wegen „Staatsverleumdung“ und „Vorbereitung zur Republikflucht“ zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Seine Texte (Der Alte und die Kneipe oder Hof vom Prenzlauer Berg) spiegelten den Alltag wider und erzählten von verfallenen Häusern, dem Kohlenmann, Kneipen und Besoffenen, und passten nicht in das offizielle Bild der DDR.
Anfang Oktober 1977 trat er auch im Rahmen eines Jugendgottesdienstes der oppositionellen „Offenen Arbeit“ um Pfarrer Christoph Wonneberger in der Dresdner Weinbergsgemeinde sowie 1980 gemeinsam mit „Holly“ Holwas bei der Blues-Messe in der Ost-Berliner Auferstehungskirche auf.[3]
Dennoch erhielt Stefan Diestelmann die Möglichkeit zu Rundfunkproduktionen, Auslandsgastspielen und Auftrittsmöglichkeiten bei offiziellen Veranstaltungen, beispielsweise im Berliner Palast der Republik[4], wo er am 25. Mai 1978 gemeinsam mit Memphis Slim auf der Bühne stand. 1978 erschien bei Amiga seine erste LP, auf der als Gäste Wolfgang Fiedler und Volker Schlott von der Jazz-Rock-Band Fusion zu hören sind. Ein Jahr später trat er in Der Mann aus Colorado 2 erstmals im DDR-Fernsehen auf, und 1981 spielt Diestelmann an der Seite von Dean Reed im DEFA-Film Sing, Cowboy, sing einen Barkeeper. 1984 erhielt Stefan Diestelmann, allerdings ohne die Band, die Möglichkeit, in Hildesheim in der Bundesrepublik Deutschland aufzutreten. Von diesem Konzert kehrte der „Blueskönig der DDR“ nicht mehr in die DDR zurück.[5]
Er lebte seitdem am Ammersee in Bayern. In der Bundesrepublik konnte er nicht an seine Erfolge in der DDR anknüpfen. Mitte der 1990er Jahre beendete er seine musikalische Laufbahn, um die Firma Diestelfilm zu gründen. Diestelfilm produzierte Präsentations- und Dokumentarfilme.
Diestelmann starb 2007. Sein Tod wurde erst Ende 2011 durch einen Artikel des Journalisten Steffen Könau bekannt.[6]


Videos






 
Stefan Diestelmann war ein Bluesmusiker aus der DDR. Da ich dem früher ständig hinterher gereist bin, war einer meiner Spitznamen „Diestelmann“. Er war ein Teil der im Buch „Bye, Bye Lübben City“ beschriebenen DDR-Bluesszene. Dazu gibt es mehr in einem separatem Post.





Stefan Diestelmann war auch einer der Musiker, die Memphis Slim im Palast der Republik begleiten durften. Titel Nr. 7 aus der oben genannten CD ist der Titel, den er mit Memphis Slim zusammen gespielt hat - Rockin' The House
Wo wir dem überall hinter hergefahren sind. An eine Session in Güterfelde bei Potsdam erinnere ich mich genau. Das ginng die ganze Nacht mit der Urbesetzung – Blues vom Feinsten.




Stefan Diestelmann war der Blues-König der DDR, ein Rebell und Plattenmillionär. Mitte der 80er flüchtete er in den Westen und verstummte dort so konsequent, dass sein einsamer Tod fünf Jahre völlig unbemerkt blieb.

Halle (Saale)/MZ. 
Eines Tages haben sie doch noch begonnen, nach ihm zu suchen. Die Kollegen von einer Band, mit der er mal gespielt hat. Ein paar Fans von früher, die nicht einsehen wollen, dass der Blues-König seinen Thron einfach so verlassen hat. Ein Reporter, der einen Film drehen will. Und einer, der gern ein Interview hätte. Sogar eine Facebook-Gruppe entstand, die alle Informationen sammelt.
Nur dass es keine Informationen gibt über Stefan Diestelmann, den Blues-König der DDR, der seinen letzten Hit vor einem Vierteljahrhundert hatte und sich nach seiner Flucht in den Westen in einen kleinen Ort in Bayern zurückzog.
Dort pflegte der Mann mit dem Dreitage-Bart den Nimbus des Total-Aussteigers. Kein Blues mehr, kein Applaus und keinerlei Kontakte. Alte Freunde im Osten wie der Mundharmonikaspieler Bernd Kleinow oder der Gitarrist Axel Stammberger hörten nichts. Aus dem Blickfeld von Freunden im Westen wie dem ehemaligen Lindenberg-Pianist Gottfried Böttger oder dem Blues-Musiker Bernie Ringe verschwand er über Nacht.
"Er hat sich jedem Kontakt der Familie entzogen", erinnert sich sein Onkel Jürgen Diestelmann. Wenn Touristen aus dem Osten ihn erkennen und fragen, warum er denn nicht mehr spiele, lässt er sie wissen, dass die Musik ihm zu wichtig sei, "dass ich sie als Broterwerb betreiben will".
Der Westen hat ihn enttäuscht. Hier ist alles härter, die Konkurrenz größer und ebenso der Anpassungsdruck. Lief es in der DDR so, wie der Blues-König wollte oder es lief gar nicht, so ist das hier beides dasselbe: Läuft es so, wie Diestelmann will, läuft es gar nicht.
Der begnadete Improvisationskünstler hadert mit sich. Cafés statt Konzerthallen. Begleitmusiker statt Frontmann. Bittsteller statt der, der Bedingungen stellt. Nicht mit Stefan Diestelmann. Aus

dem wichtigsten Blues-Mann der DDR wird ein Freizeitkapitän, der sein Boot über den Ammersee steuert und behauptet, die Musik gar nicht zu vermissen. An guten Tagen erzählt er dabei Stories aus seiner großen Zeit, die Hände flattern, die Stimme imitiert verschiedene Sprecher. Diestelmann lacht selbst begeistert über seine "Schoten".
So klingt einer, der nur noch selten Gelegenheit hat, ein Publikum zu unterhalten wie damals mit seiner Folk-Blues-Band. Die Leute tanzten, die Klubs kochten und Stefan Diestelmann fühlte sich endlich angekommen in der DDR, die ihm, dem gebürtigen Münchner, nie Heimat hatte sein wollen.
Wie konnte sie auch. Diestelmann empfindet es als "schreckliches Schicksal", dass sein Vater, der als Defa-Schauspieler arbeitet, seine Familie nach dem Mauerbau von Darmstadt in die DDR holt. "Weil meine Eltern nur an sich gedacht haben", formuliert er scharf, "hieß es zack, ab in den Osten."
Stefan Diestelmann sitzt nun in einer Schule in Babelsberg, von den Mitschülern gehänselt wegen seines Dialektes und wegen der Lederhose, die er nach Mutters Willen tragen muss. Die Lehrer sehen in ihm den Klassenfeind. Diestelmann leidet. Er wird von Mitschülern verprügelt. "Dann waren die Klamotten kaputt - und zu Hause setzte es sofort die nächste Tracht."
Der frühere Klassenkasper und Stimmenimitator verstummt. Aus strategischen Erwägungen, wie er viele Jahre danach behaupten wird: "Wenn die Lehrer den Westen verteufelten, weil die Arbeiter dort sich keine Butter leisten können, wusste ich, dass das gelogen ist."
Nach außen sieht alles schön aus. Der kleine Stefan darf sogar vor die Defa-Kamera: Mit Otto Mellies spielt er im "Der Arzt von Bothenow". Und erinnert sich später doch vor allem daran, zu der Zeit von zu Hause abgehauen und von der Polizei gesucht worden zu sein. Stefan Diestelmann sieht sich als Opfer der Entscheidung seiner Eltern für die DDR. Vater und Mutter hätten ihren Wechsel in den Osten recht schnell bereut gehabt. "Und wenn ein Topf anbrannte, war das natürlich ein Scheiß-Ulbricht-Topf, und wenn du zufällig daneben standest, gab’s eine vor den Kopf."
Stefan zieht sich in die Musik zurück, die Gitarre wird seine Welt. Weil der Vater ihm Beat verbietet, flieht er zum Blues. Er hat eine Fünf in Musik, aber er spielt BB King und Muddy Waters nach. Blues scheint ihm "so frei, so in die Welt gesungen". Er ist wie dafür geschaffen. "Es war der Rhythmus im Blues, der mich angemacht hat", sagt er später, "das Primitive, in dem alles steckt." Die Musik hilft ihm aus seiner "Alptraum-Kindheit". Mit der Gitarre ist er wer, wenn er singt, empfängt er Bewunderung. Es ist dies das Hochgefühl, dem Stefan Diestelmann nun stets nachjagen wird: Anerkannt werden, im Mittelpunkt stehen, der sein, zu dem alle aufschauen.
Der Preis dafür ist ihm irgendwann egal. Als er berühmt geworden ist und Hunderttausende von Platten verkauft, wird er beginnen, die Wirklichkeit nach seinen eigenen Wünschen zu verbiegen. Als sei die Wahrheit nicht genug, ihm gerecht zu werden, deutet er sie märchenhaft um: Aus einer Bewährungsstrafe wegen seines Versuches, illegal zurück in den Westen zu kommen, macht er eine mehrjährige Haftstrafe. Aus dem Nichts erfindet er eine "dreiwöchige DDR-Tournee" mit Blues-Altmeister John Mayall, die so gut klingt, dass ein Rocklexikon sie weitererzählt.
Dass die Kollegen längst munkeln, stört ihn nicht. Niemand versteht Stefan Diestelmann, der gleichzeitig Staatskünstler und Staatsfeind zu sein vermag, der geliebt werden will für seine Unangepasstheit, aber gern auch Einladungen der Staatsmacht annimmt.
Hauptsache Beachtung. Der Blues allein reicht ihm nicht mehr, sich in andere Welten zu versetzen. Stefan Diestelmann will es größer, selbst wenn er alle seine Wegbegleiter vergrault. Alexander Blume, sein Pianist und bester Freund, sieht ihn damals "immer bereit, zu übertreiben, wenn es besser klingt". So wird der Autodidakt zum Superstar in seiner eigenen Realität. Die erste Platte schlägt alle Rekorde. Die Hallen sind voll. Das Ministerium gewährt dem Mann ohne Ausbildung "wegen dessen Popularität" den begehrten Berufsausweis. Und die zweite LP wird zum Triumph.

Der König des Blues ist nun nicht nur gut, sondern so kritisch, wie er sein will.
Nur Diestelmann kann Diestelmann noch stoppen. Und er tut es. Die Konzerte mit Weltstars wie Phil Everly, die Sessions daheim mit Harmonica Phil Wiggins, die Filmmusiken, die Kinoauftritte, in all dem spürt er nur, was fehlt. Diestelmann will mit Gottfried Böttger im Westen spielen. In den USA mit BB King auftreten. Stattdessen bekommt er Auftrittsverbote, weil er "Jugendliche anzieht, die die Ordnung und Sicherheit gefährden", wie die Stasi schreibt.
Ein Diplomat ist er nicht. "Ich bin Komponist, kein Kommunist", zitiert eine Akte eine seiner Ansagen. Das Tischtuch ist zerschnitten. 1984 nutzt Diestelmann einen Auftritt im Westen, um der DDR den Rücken zu kehren.
Seine Karriere ist damit zu Ende. Binnen weniger Monate zieht er sich von den Musikerfreunden in der neuen, alten Heimat zurück. Der König des Blues taucht ab. Er dreht jetzt Werbefilme für Hotels und behauptet, im neuen Metier sehr glücklich zu sein.
Erst als die Mauer fällt, überlegt er es sich noch einmal anders. Gerd Leiser, Manager von Engerling, sieht ihn Mitte der 90er in einem Dorfsaal spielen. "Den Mixer hat er selbst bedient, er traute niemandem." Auch Denny Hertel aus Wittenberg tritt mit ihm auf. "Er war immer noch ein geiler Musiker", sagt er. Und immer noch habe er seine Musiker hart angefasst.
Doch Diestelmanns Hoffnung trügt, dass die Fans strömen werden wie früher. Der Blues ist zurück in der Nische, der König landet auf dem Boden der Tatsachen. Stefan Diestelmann verkauft seine Musik nun nur noch in einem Laden im Ort. Er ist immer noch ein großer Geschichtenerzähler, ein Mann, der abendliche Runden ganz allein unterhalten kann. Er spricht viel von früher. Er macht Witze. Er macht keine Musik mehr.
Eine Nachbarin, die nicht weiß, wer er ist, hört ihn manchmal Saxophon spielen. "Aber das ist lange her", sagt sie. Sein Vermieter ist der letzte Mensch, der weiß, dass da der Blues-König des Ostens zu hören ist. Stefan Diestelmann stirbt am 27. März 2007. Fast fünf Jahre lang wird das niemand bemerken.

    Quelle 

Stefan Diestelmann wurde am 29. Januar 1949 in Bayern geboren, und nach Bayern zurück zog es ihn, als er 1984 von einem Sologastspiel in Hildesheim nicht mehr in die DDR zurückkehrte.
Schon als Kind beschäftigte er sich mit Musik und brachte sich autodidaktisch das Gitarrenspiel bei. Seine ersten Auftritte hatte er mit der Beatformation "Teddys". Danach spielte er in verschiedenen Amateurgruppen. Als ihm sein Vater die Beatmusik verbot, fand Diestelmann zum Blues.

1975 holte ihn der Gitarrist Axel Stammberger in die neu gegründete Bluesband "Vai hu", wo er gemeinsam mit Godolf Oske (g,voc), Rüdiger Phillip (bg, voc), Ulrich Kersten (dr, perc) und Thomas Abendroth (org, e-p,voc) spielte. Doch lange blieb er da nicht. Als Diestelmann 1976 ausstieg, zerfiel die Band.
Nach einem kurzen Zwischenspiel in der "Engerling Bluesband" gründete er im Mai 1977 die "Stefan Diestelmann Folk Blues Band". Zur Stammbesetzung dieser Formation gehörten Dietrich Petzold (v, perc), Rüdiger Phillip (bass) und Bernd Kleinow (harm). Obwohl sich die Band stilistisch deutlich von den übrigen (Ost-)Berliner Bluesbands unterschied, erlangte sie rasch Kultstatus. Der Ruf Diestelmanns breitete sich rasch in der gesamten DDR aus. Diestelmann wurde einer der führenden Köpfe der DDR-Bluesszene. Markenzeichen wurden sein authentischer, an Blueslegenden wie B.B.King oder Muddy Waters orientierter Blues, und seine "urwüchsigen" Texte. Die, mit zahlreichen Gastmusikern wie Volker Schlott, Gerhard Eitner, Alexander Blume, Lothar Wilke und Regine Dobberschütz aufgenommenen, Langspielplatten "Stefan Diestelmann Folk Blues Band" und "Hofmusik" wurden ein Riesenerfolg. Seine wachsende Popularität und die durch ausländische Bluesmusiker wie Memphis Slim erfahrene Anerkennung führte dazu, dass Stefan Diestelmann, als einer der wenigen DDR-Musiker, trotz fehlender Musikausbildung den Profistatus zuerkannt bekam. Einerseits vom Staat hofiert, "eckte" Diestelmann wegen seiner Texte und seiner Nähe zum trampenden Publikum immer wieder an. Sanktionen bis hin zu Auftrittsverboten waren die Folge, sodass er schließlich der DDR den Rücken kehrte.
Bereits 1984 formierte er in der Bundesrepublik mit Ludwig Seuß und Michael Aßmann eine neue Band. 1985 erschien bei Jupiter Records sein erstes Album in der  BRD. Weitere folgten. Doch an seine früheren Erfolge in der DDR konnte er nie wieder anknüpfen. Freunde und damalige Weggefährten bestätigen es; Diestelmann hat den Abstieg vom Plattenmillionär und "Blues-Kaiser" der DDR zu einem Begleit- und Sessionmusiker nie verkraftet. Möglicherweise war er auch dem Konkurrenzdruck im westlichen Musikgeschäft nicht gewachsen.

Fakt ist, dass er sich in den 1990er Jahren gänzlich aus dem Musikgeschäft zurückzog und eine Werbefilmfirma gründete. Kontakte zu alten Freunden/Kollegen im Osten und neuen im Westen brach er urplötzlich ab, und zog sich immer weiter zurück. Als 2006 die website seiner Firma abgeschaltet worden ist, er auch telefonisch nicht mehr erreichbar war, wurde es gänzlich still um ihn. Lange Zeit gab es Mutmaßungen um den Tod Diestelmanns, welche erst zur Gewissheit wurden, als sich der Journalist Steffen Könau auf Spurensuche begab. Am 2. Dezember veröffentlichte er in der "Mitteldeutschen Zeitung" (Halle/Saale) unter der Überschrift "Das stille Sterben des Stefan D." einen Artikel über Leben und Tod Diestelmanns: Stefan Diestelmann starb am 27. März 2007 und niemand hat es bemerkt!
Was bleibt ist seine Musik, und die steht in Gestalt seiner Amiga-Scheiben an vorderer Stelle in meinem Plattenschrank.
(Dezember 2011)




Mein Nachruf für Stefan Diestelmann
Meist hört man zuerst einen Bandnamen und den immer öfter. Es stellt sich dann oft heraus, dass da ein Ausnahmemusiker dahinter steckt. Ich hörte damals oft den Namen “Vai Hu”. Dann wurde mir klar warum. Stefan Diestelmann war eine wichtige Kraft bei dieser Band. Er trat nach seinem Ausstieg ja unter seinem Namen auf, und unsere Wege kreuzten sich immer öfter auf der Bühne. Er machte vieles anders als alle anderen.
Er saß, er brauchte kein Schlagzeug, da er den Rhythmus mit dem Fuß auf einem Holzkästchen erzeugte. Und schon da spürte man eine seiner großen Begabungen- einen magisch treibenden Beat.
Nur mit Rhythmusgitarre und diesem, eine große Trommel nachahmenden Stampfen, konnte er ganze Säle in Verzückung versetzen. Und dann natürlich sein Gesang: Eine prägnante,  unverwechselbare Stimme mit sicherster Intonation und Rhythmusgefühl. Sie konnte manchmal “herrisch” wirken, damit riss er die Leute aber nur noch mehr mit.
Unsere Band nannte er uns gegenüber seine Lieblingsband und ein wenig auch als Inspiration, was sein näherers Umfeld bzw. die ostdeutsche Szene anbelangte.
Wir hatten dadurch einige Doppelkonzerte mit ihm, wo mit ihm immer meist zwei sehr gute Musiker zur Seite standen. Kam es dann zur Jamsession, hatte erden Hang, den Ablauf zu sehr dominieren zu wollen. Dafür wurde er natürlich von mir bei sich zu hause auch schnell mal “angezählt”.
Er hatte ein großes, gut geordnetes gemütliches Zimmer mit Regalen voll mit hunderten Audio-Cassetten, jede im eigenen Fach. Das er im wahrsten Sinne einen sehr guten Geschmack hatte, merkte man an den herrlichen Suppen, die er uns vorsetze. Er hat sie meist zusammen mit seiner Hanni zubereitet. Sie war wohl die kluge Frau hinter einem starken Mann.
Quelle: Jürgen Kerth
übernommen aus www.innerschweizonline.ch im Februar 2012



Weitere Links


http://www.ostmusik.de/diestelmann.htm

http://www.ostbeat.de/Diestelmann.htm

http://www.deutsche-mugge.de/portraits/2728-diestelmann-stefan.html

 http://www.jotwede-online.de/archiv/0612/musiklegenden_des_ostens.htm








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