Sonntag, 21. Juli 2013

Sonny Terry & Brownie McGhee - Bluestip vom 21.07.2013

Sonny Terry & Brownie McGhee

 

Sonny Terry (* 24. Oktober 1911 in Greensboro, North Carolina; † 11. März 1986 in Mineola, New York), eigentlich Saunders Terrell, war ein US-amerikanischer Bluessänger und Mundharmonikaspieler.
In der Kindheit durch mehrere Unfälle erblindet, wuchs Sonny Terry bei musikalischen Eltern auf (sein Vater war neben seiner Haupttätigkeit als Farmer auch Folkmusiker) und entwickelte bald einen eigenen lautmalerischen Mundharmonikastil, der auch Geräusche von Zügen und Tierlaute imitierte und bei dem er oft Stimmlaute mit einbrachte. Ein wichtiger Einfluss war der Harmonikaspieler DeFord Bailey, der in der landesweit ausgestrahlten Radiosendung Grand Ole Opry auftrat. Ab 1929 arbeitete Terry als Wandermusiker und arbeitete in den 1930er-Jahren mit Blind Boy Fuller, mit dem er 1937–1940, bis zu dessen Tod, in New York Plattenaufnahmen machte.
Bekannt wurde er vor allem durch seine Duo-Tätigkeit mit dem Bluesgitarristen Brownie McGhee (* 1915, † 1996), mit dem er in den Jahren 1941–1982 tourte und Plattenaufnahmen einspielte. Er machte aber auch Aufnahmen mit Woody Guthrie, Leadbelly, Pete Seeger, Champion Jack Dupree, Blind Gary Davis, Mississippi John Hurt, Big Bill Broonzy und anderen Folk- und Bluesgrößen.
1947 spielte Sonny Terry am Broadway im Musical Finian's Rainbow, 1955–1957 zusammen mit Brownie McGhee in dem Stück Cat on a Hot Tin Roof (1955 gemeinsamer Auftritt auch im gleichnamigen Film Die Katze auf dem heißen Blechdach), in den 50er-Jahren nahm er sogar Werbespots (für Alka-Seltzer) auf.
1987 wurde er in die Blues Hall of Fame aufgenommen.





Sonny & Brownie [Import]   Sonny Terry Audio CD 





RockTimes goes back to the roots, part 5.

Nur Rufe und ansatzweise Schreie hören wir im Song "Whoopin' The Blues", zum Teil in einem Frage-Antwort-Schema zusammen mit der 'rufenden' (whooping) Harp.
Dieses Instrument, so typisch für den Blues und die Gitarre im finger-picking Stil, nicht minder klassisch, sind die Arbeitsgeräte von Sonny Terry (bürgerlich Saunders Terrell, *24.10.1911/†11.03.1986) und Brownie McGhee (*30.11.1915/†23.02.1996).
Sowohl als Duo, als auch solo machten die Musiker unzählige Aufnahmen und veröffentlichten unendlich viele Platten.

Terrys Vater spielte Harmonika und heimlich übte Sonny immer schön. Als Kind verlor er durch Verletzungen innerhalb von wenigen Jahren, mit 11 und 17, sein Augenlicht. Was ihm blieb, war der Blues mit dem er Geld verdienen konnte. Seine Familie zog nach Shelby, in der Nähe von Charlotte und als sein Vater bei einem Unfall starb, musste er sich als Straßenmusiker sein Geld verdienen. Dort hörte er auf der anderen Straßenseite einen Gitarristen, der kein geringerer war als Blind Boy Fuller, einer der populärsten Blueser in den Dreißigerjahren. Man machte Aufnahmen zusammen und das Zusammenkommen einiger 'glücklicher' Zufälle initiierte die Karriere von Terry. Der Jazz-Produzent John Hammond plante 1938 ein Festival in der New Yorker Carnegie Hall unter dem Titel Spirituals To Swing, das jeden Stil der afro-amerikanischen Musik präsentieren sollte.
Robert Johnson sollte dort spielen, aber dann hörte man, dass der erschossen wurde. Ersatz wurde in Person von Blind Boy Fuller schnell gefunden, so meinte man. Der saß aber im Gefängnis, weil er aus Versehen seiner Frau ins Knie geschossen hatte. Also war Sonny Terry, Nachbar von Fuller, gefragt. Er faszinierte die Festivalbesucher mit seinem countryfizierten Blues, den er zusammen mit dem Waschbrett-Spieler Bull City Red zelebrierte.

Sonny Terry und Brownie McGhee kamen durch Fullers Tod zusammen, denn man suchte einen Ersatz für den Gitarristen. Das Duo trennte sich im Jahr 1975.

Zu Beginn ihrer Karriere waren sie in einem Kreis von Folk-Sängern, dem auch Woody Guthrie angehörte. 1944 machten Terry & McGhee ihre ersten kommerziellen Aufnahmen als Duo, dokumentiert durch den Opener der vorliegenden CD, "That's The Stuff You Gotta Watch". 1946 folgten "Worried Life Blues" und "Love Her With A Feeling", Tracks 2 und 3 auf dem Album "Whoopin' The Blues". Alle drei Songs sind natürlich Zeitzeugen und deren Klangqualität muss unter diesem Aspekt gesehen werden.

Wie bereits erwähnt, machten der Harper einerseits und der Gitarrist anderseits auch unter eigenem Namen Aufnahmen.
1951 fand dann die nächste Aufnahme-Session statt und nach "Whoopin' The Blues" gibt es einen musikalischen Schnitt auf der CD, denn Terrys "The Woman Is Killing Me" und Brownies "Meet You In The Morning" wurden mit einer Band eingespielt. Ein honky Piano und akustischer Bass begleiten die Protagonisten. Neben der Akustischen hören wir auch eine elektrische Gitarre, die z.B. die Rock'n'Roll-Nummer "Meet You In The Morning" einleitet.

Die weiteren Songs stammen aus den Jahren 1952-55.
Nach "My Bulldog Blues", ebenfalls mit Band, geht es mit dem Duo in "Going Down Slow" wieder auf den Blues-Trail mit Country-Einflüssen und akustischer Gitarre.
"Stranger's Blues", im Duett gesungen, dokumentiert, welches gigantische Feeling die Musiker mit wenigen Mitteln transportieren. Mit einem erweiterten Kreis von Mitstreitern hören wir dann "Forgive Me", wobei auf ein Schlagzeug gänzlich verzichtet wird. Klasse, wie Brownie McGhee auch mit der verstärkten Gitarre umgehen kann und da die Songs definitiv live im Studio eingespielt wurden, transportieren sie auch ein gerüttelt Maß an Atmosphäre, die ansteckend wirkt.

Ihre Bekanntheit sorgte auch dafür, dass sie 1962 zum ersten Mal zu den Künstlern des American Folk And Blues Festivals gehörten.
Neben der Tatsache, dass beide außerhalb jeder Kritik stehende Instrumentalisten waren, konnten sie ebenfalls als Sänger überzeugen. Dazu sollte man sich "Tell Me Baby", von McGhee gesungen, anhören.

Langeweile kommt in den knapp 55 Minuten nicht auf, denn durch die geschickt ausgewählten Songs, im Duo oder mit Band, ist für reichlich Abwechslung gesorgt.
Auch "Whoopin' The Blues" ist eine sehr gelungene Retrospektive des Blues und sei allen Freunden dieser Musikrichtung ans Herz gelegt. Mit jeder The Essential Blue Archive-CD, die mir bisher zwischen die Finger gekommen ist, macht man keinen Fehler, wenn man sie sich zulegt.

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