Freitag, 18. Oktober 2013

the dad horse experience

the dad horse experience 


Das hier ist zwar kein Blues, aber guter Folk.

Deswegen stelle ich das einmal vor

 

 
ganz war ich nie




http://www.dad-horse-experience.org/



Ein Banjo befreit von allen Ketten
Um ein Instrument zu lernen, ist man nie zu alt. Diese Erfahrung machte auch Dirk Otten alias Dad Horse Ottn, als er mit 39 Jahren zum Banjo griff. Das Instrument wurde für ihn zum Flaschenzug, um sich von seinem kriselnden Vorleben zu verabschieden.
Ein Banjo hat nur vier Seiten. Das kam 1998 auch dem damaligen Bildkünstler Dirk Otten sehr entgegen, als er sich kurz vor seinem 40. Geburtstag entschloss, ein Instrument zu lernen. »Eine sechssaitige Gitarre war mir zu fizzelig, um nur ein paar Akkorde zu lernen«, berichtet er.

Sein Leben zuvor: Alles andere als geordnet. Bitter enttäuscht am Ende eines hoffnungsvollen Trips durch die Vereinigten Staaten zog es ihn zunächst zum Alkohol anstatt nach Hause. »Welche Pläne ich auch immer für diesen Trip hatte, alles endete am Boden eines Motel-Rooms in Mesa, Arizona.« Aus der alkoholischen Misere halfen ihm Treffen bei den Anonymen Alkoholikern. Die Gruppe, größtenteils mit Hopi-Indianern besetzt, gab dem tieftraurigen Mann schließlich auch seinen ersten Kosenamen »Sad Horse«.

Keine Gospel-Comedy

Das traurige Pferd kehrte zurück nach Europa, brachte sich bei, Banjo zu spielen und stellte nach langen Schlafzimmersessions fest, dass er Musik machen wollte. Gemeinsam mit einer Partnerin gründete er die DEAD HORSE COWBOYS. »Wir beide waren damals in dysfunktionalen Beziehungen, mussten aber das tote Pferd immer noch reiten«, erzählt Otten.

Solo auf Tour zu gehen, war für Dirk Otten spätestens dann die Option seiner Wahl, als er das Gefühl hatte, sein Instrument zu beherrschen. Seitdem ist der Liedermacher als THE DAD HORSE EXPERIENCE unter dem Namen Dad Horse Ottn auf Tour.

Das »Dad« ist der Geburt seines zweiten Kindes geschuldet, und die »Experience« den bitteren Erfahrungen seines bisherigen Lebens. Diese verarbeitet der Künstler in seinen Gospel-Songs. Auch wenn ob des Namens der Eindruck entstehen könnte, Dad Horse Ottn nehme mit seiner Musik den Gospel aufs Korn, stecken in seinen Texten erste Inhalte. »Dass sich die Leute amüsieren und vielleicht auch lachen, nehme ich billigend in Kauf und sehe es als Einfallstor für all die schlimmen Wahrheiten, die ich in Wirklichkeit versuche zu verbreiten.«

Musikalischer Befreiungsschlag

Dad Horse Ottn spielt Gospel in Country-Manier. Dabei verfolgt er zwar einen spirituellen, jedoch keinen religiösen Hintergrund. »Ich bin mehr an den Inhalten, als an der Form des Gospels interessiert.« Für ihn stellte sich die Frage, ob er als weißer Mitteleuropäer überhaupt eine Musik spielen dürfe, die im Allgemeinen mit in Ketten gelegten schwarzen Sklaven auf Baumwollfeldern verbunden wird.

Ottn sieht sich aber selbst als Person, die durch Ketten gefesselt ist, auch wenn er sich diese nach eigener Aussage selber angelegt hat: »Es sind Dinge wie eigenes Ego und Ängste, die uns letztendlich darin hindern, zu wachsen und frei zu werden.« Er selbst wertet seinen musikalischen Befreiungsschlag als erfolgreich, kann er doch sowohl finanziell, als auch spirituell davon leben. Und in der Tat: Seine größtenteils englischsprachige Musik kommt an. Seit zwei Jahren tourt er mit seinem Liedgut quer durch Deutschland, Italien, Spanien und Portugal.

Auch wenn er sich in naher Zukunft nicht von seinem beruflichen Zugpferd »Musik« verabschieden möchte, plant Ottn noch in diesem Jahr den Taxischein zu machen, um für die tourfreie Zeit ein zweites finanziellen Standbein zu haben. Das nächste Album ist aber schon in Planung und wird mit den gedachten Titeln »Be your own mum« oder »Water is the new beer« sicherlich ein neues spirituelles Erlebnis für den Musiker und seine Fans




THE DAD HORSE EXPERIENCE - Kingdom it will come 



"Keller-Gospel" nennt der Bremer Musiker und Maler Dirk Otten seine Musik. Und das mit dem Gospel meint er durchaus ernst. Auf elektrischem Banjo, Gitarre, Kazoo und Basspedalen zieht er unbeirrt sein Ding durch. Und hat sich mit eher begrenzten technischen Mitteln eine Qualität erarbeitet, die Gänsehaut erzeugen kann. In der rudimentären Begleitung seiner Songs, in der Klage seines Gesangs, der ein wenig an Hank Williams erinnert, schwingt die spartanische Intensität des weißen Folk aus den Appalachen mit, Ottens Lyrik verhandelt hingebungsvoll die flammende Selbstkritik der gequälten Sünderseele.
Erst mit 40 Jahren begann Otten auf einem geschenkten Tenorbanjo Musik zu machen, um seiner spirituellen Suche einen Klang zu geben. Inzwischen erfreut sich die Dad Horse Experience, wie er seine One-Man-Band nennt, internationaler Anerkennung und wurde sogar schon in die USA eingeladen. Nun erscheint ein neues Album, "Dead Dog On The Highway", dessen Veröffentlichung am Freitag gefeiert wird. Das Vorprogramm bestreitet das Kirschbaum-Weishoff-Trio, das gar kein Trio, sondern ein Duo mit Rolf Kirschbaum und Matthias Weishoff ist, sowie die Musikerin Schné.
http://www.taz.de/1/nord/bremen/artikel/?dig=2011%2F06%2F01%2Fa0022&cHash=9704e1ebda 



Dad Horse Experience - St. James Infirmary - Muddy Roots 2013 


The Dad Horse Experience (One Man Band) - St. James Infirmary Blues [Studio Version] 

Dead Dog On A Highway   The Dad Horse Experience Audio CD 

 







The Dad Horse Experience - Gates Of Heaven



Hoch interessanter Stoff aus dem Norden Deutschlands. Dad Horse Ottn bekam zu seinem vierzigsten Geburtstag ein Tenor-Banjo geschenkt, das sich im Laufe der Zeit zu seiner Passion entwickelte. Mittlerweile sind mit der Mandoline, dem Kazoo und Bass-Pedal sogar noch weitere Instrumente hinzugekommen und der Mann ist fast schon eine One-Man-Band. Für das zweite The Dad Horse Experience-Album hat er allerdings auch noch eine gute Hand voll weiterer Musiker am Start, die ihn auf den 13 neuen Songs unterstützten.
In seiner so ganz eigenen Art bringt uns Dad Horse Ottn seine Musik mit starkem Tom Waits-Feeling daher. Gospel, Country, Blues ... als Überbegriff könnte man das von vielen so ungeliebte Wort Americana mal wieder in die Runde schmeißen. Nur, dass "Dead Dog On A Highway" so ganz anders, so ganz individuell klingt. Ottns Gesang kommt inbrünstig, allerdings auch mit sehr hartem deutschen Akzent, was der Geschichte etwas Skurriles verleiht, sie auf der anderen Seite auch wieder sehr sympathisch macht. Neben diversen Singles und einer EP erschien im Jahr 2008 zunächst das Debüt "Too Close To Heaven", gefolgt nun von diesem zweiten Streich.
Schmissig beginnt der Titelsong mit lediglich Banjo und Gesang, bevor Percussion und Background Vocals hinzukommen. Es wird ziemlich schnell klar, dass Ottn nicht unbedingt der begnadetste Sänger unter der Sonne ist, dies aber mit viel Enthusiasmus wieder ausgleicht. Fein, so kann's weitergehen. Mexikanische Einflüsse sowie einen rumpelnden Walzertakt kann ich bei "Kingdom It Will Come" raushören, über die Ottn erneut seine feurigen Vocals legt, die sich oft über das Schuldbewusstsein eines Mannes mit sehr schlechtem Gewissen drehen, der aber nicht in der Lage ist, sein eigenes Handeln zu ändern. Und das alles zu spärlichem, handgemachtem Wüsten-Sound. Obskur, aber letztendlich richtig gut.
Der Norddeutsche hat auch keinerlei (warum auch?) Berührungsängste mit Legenden, was er zum Beispiel bei "I Saw The Light" von der Country-Legende Hank Williams unter Beweis stellt. Die Stimme kommt einem hier tatsächlich so vor, als käme sie direkt aus dem Grab irgendeines vergessenen amerikanischen Friedhofs (der, auf dem die Gebeine von Williams weilen). Fast schon gespenstisch auch die Instrumentierung und Intonierung. Je länger die Scheibe läuft, desto mehr mag man sie. Es sei denn, man entwickelt schon bei den ersten beiden Tracks eine starke Abneigung gegen dieses zugegebenerweise ungewöhnliche Album.
Neben den Eigenkompositionen gibt es noch ein weiteres Cover in Form des alten Blues "St. James Infirmary", das einmal mehr in einer verschrobenen wie guten Walzer-Form gebracht wird. Ottn singt sich einmal mehr die Seele aus dem Leib und zum wiederholten Male erwische ich mich bei einem gewaltigen Grinsen. Das ist anders, aber vor allem ist es gut! Sehr deutsch klingt es, aber Gefühle sind ja international! Apropos deutsch: "Ganz war ich nie" wird, wie es der Titel schon andeutet, in der Landessprache vorgetragen. Erneut sparsam instrumentiert und musikalisch dem Sound der Appalachian Mountains verpflichtet, erzählt hier ein Mann von neuen physischen und seelischen Verletzungen, die aber mittlerweile schulterzuckend zur Kenntnis genommen werden, da er schließlich das Gefühl des Glücks bzw. des Erfülltseins sowieso noch nie gekannt hat.
"Dead Dog On A Highway" ist ein wirklich geiles Album für alle, die auch gerne mal einen Blick über den Tellerrand hinaus riskieren möchten. Ungewöhnlich, nicht immer schön, aber tatsächlich richtig gut. Vor allem steckt in diesem Album neben guten Ideen sehr viel Seele und Hingabe. Zunächst eventuell zu glauben, entdeckter Dilettantismus verwandelt sich in erkennbare Systematik, bzw. einen ganz eigenen Stil. Profundismus gepaart mit guten Melodien und massenhaft Herzblut, versehen mit der furchtlosen Herangehensweise eines Tom Waits der Achtziger und der ungestümen Ehrlichkeit des ersten Albums der Violent Femmes.




The Dad Horse Experience (3D) - Dried Out River






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