John Lee Hooker
Nachtrag Amiga LP
Ich habe niemals viel auf der Farm
geholfen, konnte ich noch nie leiden. Ich war faul, verstehst du,
was Farmarbeit betrifft." So
sprach der am 22 August 1917 in Clarksdale, Mississippi, geborene
Farmerssohn John Lee Hooker und
überließ das Unkrautzupfen seinen 10 Geschwistern. Er zupfte
lieber Gitarre. Das hatte er von seinem
Stiefvater William Moore gelernt. den seine Mutter nach
der Trennung von ihrem ersten Mann
geheiratet hatte. Moore, der aus Louisiana stammte hatte
außer seiner kleinen Farm eine große
Leidenschaft - die Musik. Er spielte Gitarre. und zwar zusam-men mit
solchen Größen wie Blind Blake, Blind Lemon Jefferson und Charlie
Patron.
„An die drei erinnere ich mich. Die
kamen öfter ins Haus meines Stiefvaters. Seitdem - Hooker
war damals etwa 9Jahre alt - hatte der
Blues seine Seele gepackt. „In dem Alter spielte ich noch kein
Instrument. Aber meine Seele war seit der Zeit schon dabei. ich sagte
mir: Sobald ich alt genug bin, mach ich das, und das tat ich."
Mit 12 fing er mit Gitarre an, übernahm Spiel und Repertoire von
seinem Stiefvater, lief Tag und Nacht anderen Bluesmusikern hinterher
und lernte von ihnen bei Hausparties und Tanzveranstaltungen, auf
Straßen und in Kneipen. Ein Jahr später trat er als Sänger auf,
aber nicht in der Kneipe, sondern in der Kirche. „Ich fing zuerst
an mit Spirituals, als ich ungefähr 13 Jahre alt war." Bald
aber drehte er Spirituals und Heimat den Rücken. Zu den Spirituals
kehrte er später noch manchmal zurück und arbeitete mit Gruppen wie
The Big Six (1938), The Delta Big Four (1940), The Fairfield Four
(1942), aber die staubigen Felder von Clarksdale ließ er
endgültig hinter sich zurück. Mit 14
Jahren riß er aus und ging nach Memphis. Dort wohnte er bei einer
Tante, arbeitete als Platzanweiser im W.C. Handy-Theater und spielte
mit Bluesmusikern wie Robert Nighthawk, Eddie Love und Joe Willard.
Anschließend gings nach Cincinnati zur nächsten Tante und zum
nächsten Job als Fabrikarbeiter, wieder Platzanweiser, bis er
schließlich 1943 in der Autostadt Detroit landete. Hier begann der
Aufstieg. Hooker fing ganz unten an: Hilfskranken-pfleger, Pförtner,
Klowärter, aber an den Abenden spielte mit einer kleinen Combo (Baß,
Schlag-zeug, Piano und zweite Gitarre) in der Hastings Street, wo
eine Bar neben der anderen stand und die Bluesmusiker ihre
Treffpunkte hatten. Dort hörte ihn eines Abends ein Mitarbeiter von
Modern Records, holte ihn ins Studio, und so begann die erstaunliche
Karriere des bekanntesten Blues-
sängers von Detroit's Bluesszene, der
mit weit über 500 Aufnahmen zu den am meisten aufge-nommenen
Bluessängern der Generation des 1. Weltkriegs gehört. Seine erste
Aufnahme im November 1948 war neben Sally Mae das berühmte Boogie
Chillun, das sein Dauerbrenner wurde. Nur wenige Monate später,
im Mai 1949, kam er erstmals in die Rhythm & Blues-Charts (mit
Hobo Blues), hatte im gleichen Jahr mit Crawling Kingsnake Erfolg und
1951
seinen größten Hit mit I'm in The
Mood. Hooker war ebenso gefragt wie geldgierig, so daß er
ständig die Firmen wechselte und unter
verschiedenen Namen (z B Delta John,Johnny William
John Lee Booker, The Boogie Man) auf
verschiedenen Labels erschien. Ich war hinter dem großen
Geld her. Ich kümmerte mich nicht
darum, wie sie mich nannten oder wer sie waren. Wenn sie mich
bezahlten, spielte ich. Ich habe
niemals meinen Stil wohl aber meinen Namen geändert. Er schaffte es
als einziger Sänger des Detroit der 50er Jahre, aus den Grenzen des
Gettos auszubrechen 1952 ging er mit der Muddy Waters Blues Band auf
Tournee in den Süden und durchzog dann in den 5OerJahren allein
Clubs, Bars und Konzerthallen der größeren Städte Amerikas. 1955
wechselte er zu Vee Jay und kam mit den dort (in Chicago) gemachten
Aufnahmen mehrmals in die Hitlisten.
1958 mit I Love You Honey, 1960 mit No
Shoes, und 1962 mit Boom Boom. Er wurde zum Star der schwarzen Rhyth
& Blues-Anhänger und Rock n Roll-Fans, zum Idol der
Folklore-Enthusiasten, zum Studienobjekt der Musikwissenschaftler.
Seit seinem ersten Auftritt beim
Newport Folk Festival 1960 wurde er zum Dauergast amerikanischer
Folklore-Festivals. Er verzichtete Jetzt meist auf Verstärker und
spielte akustische Gitarre (aus dieser Zeit - 1962 - stammen die
vorliegenden Aufnahmen). Es folgten viele Tourneen durch Europa,
allein und mit anderen (John Mayall, Eddie Vinson Carey Bell),
besonders das American Folk Blues Festival 1965. Sein Repertoire
wurzelte im Countryblues, aber als äußerst vielseitiger Interpret
war er in der Lage, als Bluessänger ebenso wie als kommerzieller
Rhythm & Blues-Sänger zu arbeiten , zwischen Folk-Clubs und
Blueskonzerten zu wechseln und für ein schwarzes und ein weißes
Publikum zu singen. Selbst zu politischen Fragen nahm er Stellung:
„I Don't Wanna Go To Vietnam“.
Seine volle, dunkle Stimme, durch einen leichten Sprachfehler
manchmal etwas unverständlich, erinnert ebenso an einen
Negerprediger wie die Leidenschaft seines intensiven Vortrages.
Merkmale seines Stils sind ein kräftig akzentuierendes Fußstampfen,
unisone Gitarren- begleitung, ein Hämmern der Saiten und ein
unbeirrbarer Tanzbeat „Raffinierte Akkorde haben nichts zu
bedeuten", erklärt er in einem Song mit dem Titel „Teaching
The Blues“.
„Laß die raffinierten Akkorde
beiseite..............Krieg diesen Beat.....diesen langsamen Beat
…... diesen Big Beat.“ . Jacques Demêtre nannte Hooker „den
vom musikalischen Gesichtspunkt primitivsten und afrikanischsten
aller Bluesinterpreten. '
Theo Lehmann (1986) Amiga
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